
11.2. - Grossmeister Juri Averbach, mit Boris Spassky einer der der letzten beiden Repräsentanten der grossen sowjetischen Spielergarde der Nachkriegszeit , ist am 8.Februar 95 Jahre alt geworden. Averbach war kurz nach dem Kriege einer der stärksten Spieler der Welt, und wurde 1952 mit dem Grossmeistertitel augezeichnet. 1954 gewann er die Sowjetische Meisterschaft vor Taimanov, Flohr, Petrosjan, Geller und Kortschnoi, 1956 wurde er geteilter Erster mit Taimanov und Spasski (2. nach den Entscheidungspartien...). Dazwischen spielte Averbach in zahlreichen internationalen Turnieren mit, und gewann eine Reihe von ersten Preisen (z.B. Wien 1961 und Moskau 1962) 1953 spielte Averbach beim Kandidatenturnier in Saltsjöbaden mit und wurde als 10. aus dem Kandidatenzyklus eliminiert. 1958 spielte er nochmals den Kandidatenzyklus der Weltmeisterschaft , und wurde beim Turnier in Portoroz 7. - 10. - womit er wieder ausschied. Von da an zog sich Averbach zunehmend aus dem Wettbewerbsschach zurück und ging zur schreibenden Zunft. Unter anderem war er jahrelang Chefredakteur von "Moskovski Shakhmat", "Shakhmatnyi za UdSSR" sowie "Shakhmatnyi Buletin". Zwischen 1972 und 1977 führte Averbach den sowjetischen Schachverband als Präsident an - natürlich unter der Fuchtel des Sportkomitees im Zentralkomitee der Kommunistischen Partei! Daneben widmete sich der Grossmeister - der gut Deutsch spricht - auch dem Problemschach, agierte als Schiedsrichter, und publizierte zahlreiche Bücher, vor allem im Bereich Endspiel und Probleme.
Besonders bekannt ist die 5-bändige Endspielserie - sowohl bei "Sport v Fiskultura", beim Ostberliner Sportverlag sowie bei Pergamon Press /GB als "Comprehensive Chess Endings" erschienen. Im Laufe seiner Karriere beschäftigte sich Averbach, teils durch seinen Freund Isaak Linder angeregt, auch mit Fragen der Schachgeschichte, vor allem der frühesten - das Ergebnis war ein schmales Bändchen des Titels "The history of Chess " (1.Band), das bei Russell Enterprises in den USA erschien - ein zweiter Band steht noch aus, der US Verlag existiert leider nicht mehr. Besonders interessant waren auch seine Erinnerungen über die Lebensumstände eines Grossmeisters in der Sowjetunion, "Center stage and behind the scenes" (New in Chess 2014) in denen Averbach einige Anekdoten und Details aus seiner Funktionärs- und Schiedsrichtertätigkeit preisgab.
Noch vor wenigen Jahren reiste der rüstige alte Herr - nur mit einer Handtasche mit Wechselwäsche und Zahnbürste ausgestattet! - zu den CCI Welt-Treffs, Treffen der Initiativgruppe Königstein und CCI-Deutschland - Symposien an, und trug immer ein gewichtiges Teil zu den Veranstaltungen bei. NIemand konnte sich der Autorität entziehen, mit der Averbach etwa über seine persönlichen Erfahrungen und Forschungen in Indien zum Ursprung des Schachs dozierte. Oder nicht fasziniert sein, wenn er wie öfters geschehen - anhand arabischer Mansuben die Aktualität der arabischen Problemschule demonstrierte. Ich erinnere mich gerne an ein Mini-Simultan Averbach's beim CCI-Weltkngress im englischen Cambridge 2010, bei dem Averbach seinen wesentlichen jüngeren 6 Gegnern nur nach zähem, stundenlangem Kampf - zwei Remis gestattete...
Was bei Averbach frappiert, ist seine unglaubliche Vielseitigkeit. Im Laufe seines langen Lebens hat sich der Jubilar mit allen, aber wirklich allen Aspekten von Schach beschäftigt - als Spieler, Funktionär, Schiedsrichter, Problemkomponist, Autor, Schachhistoriker, Trainer, Diplomat usw. usf. Averbach ist der letzte Monolith aus der Generation der sowjetischen Schachgrössen wie Kotow, Petrosjan, Botwinnik, Keres, Taimanov, Suetin, Smyslov, Bronstein, Tal, Kortschnoi, Geller - und nach dem Tode von Andor Liliental vor sieben Jahren auch der älteste lebende Grossmeister der Welt!
(z.T. mit Hilfe von Wikipedia erstellt)