Orte des Schachspiels
Im öffentlichen Bereich hat sich das Schachspiel vor allem gegen Ende des 18.Jahrhunderts, und im 19. Jahrhundert vor allem in den neu aufkommenden Kaffeehäusern etabliert aund ausgebreitet. Hier fanden die ersten Wettkämpfe - meist um Geld! - statt, hier wurde gespielt und gezockt, geschrieben und diskutiert, hier entstanden auch die ersten Schachvereine. Die ganz wichtigen Schachcafés gab es natürlich in den Hauptstädten - Wien, London, Berlin, Paris - von hier breitete sich die Mode jedoch in alle kleinren Städte aus. Vor allem im Bereich der k.u.k Monarchie gab es Schachcafés von Lemberg bis Triest, von Kronstadt bis Meran. Kaffeehäuser waren die beginnende Öffentlichkeit des 18. und 19. Jahrhunderts - und wo sich Politiker, Literaten, Musiker, Intelligenzler aller Art die Tür in die Hand gaben, wrude immer auch Schach gespielt....so sind eigentlich alle bekannten und weniger bekannten Literaturcafé - auch Schachcafés.. gewesen...(1)
Bestehende Schachorte
...Also Cafés, öffentliche Schachparks, Schachzentren - ohne irgendeienn Anspruch auf Vollständigkeit, natürlich, dies ist eine beliebige Auswahl. Man kann natürlich in jedem Ort gleich existierende Vereine suchen
Café Anno 1890
Modernes Schachcafé in Amsterdam mit altmodischer Einrichtung, wo Schachspieler willkommen sind - am Amstelveenseweg 1124
Antico Caffé Greco
Dieses traditionsreiche Café nahe der Spanischen Treppe wurde offenbar von griechischen Einwanderern vor 1760 gegründet - in diesem Jahr taucht in einem Pfarrzensus Niccola della Maddalena als Besitzer auf. Ende des 19 Jahrhunderts wurde das Café offenbar zum Stammlokal der in Rom gastierenden deutschen und nordischen Künstler. Goethe verkehrte hier, später trafen sich die Nazarener und deren Freunde wie der Dichter Friedrich Rückert, der Landschaftsmaler Joseph Anton Koch, Johann Schaller, Theodor Rehbenitz, Peter von Cornelius, Friedrich Overbeck und Philip Veit - und spielten unter anderem auch Schach. Carl Philipp Fohr machte von diesen Künstlern zahlreiche Skizzen, alsl Vorarbeit zu einem Gruppenbild in Öl, das er jedoch nicht vollenden konnte, weil er beim Baden im Tiberfluss ertrank - die Zeichnungen werden in Frankfurt am Main und in Heidelberg aufbewahrt. Auch Schopenhauer und Ernst Theodor Amadeus Hoffmann gaben sich im Greco ein Stelldichein, gekrönte Häupter wie die späteren Habsburgerkaiser Joseph II. und Leopold I.. bei ihrer Romfahrt incognito, wie auch Ludwig II. von Bayern. Die Liste der prominenten Maler, Schriftsteller und Musiker, die im Greco einkehrten, ist beinahe endlos - Hector Berlioz, Buffalo Bill, Angelika Kaufmann, Stendhal, Hans Christian Andersen, Nietzsche, Thomas Mann, Antonio Canova, Ibsen , Grieg, Byron, d'Annunzio usw. - wer in Rom weilte , musste ins Greco, dies war der Ort, an dem sich die Welt traf. Viele der Künstler haben ihre aufgelaufenen Spesen offenbar mit Bildern bezahlt, sodass das Greco heute geradezu einer Bildergalerie gleicht - und sich selbst als grösstes Privatmuseum der Welt bezeichnet. Schach wird heute im Greco nicht mehr gespielt - offenbar hatten sich Rom's Schachspieler frühzeitig in andere Lokale wie die Konditorei Antonini auf dem Corso abgesetzt - dort spielte der Lokalstar Bellotti gegen Schachtouristen wie den Grafen Vitzthum aus Leipzig, Riviere aus Paris und den Grafen Michailow aus St. Petersburg freie Partien. Was das Greco angeht - wenn man es heute inmitten der quirlenden Touristenmassen besuchen und etwa dort sehr gut und sehr teuer essen will, muss man mit einer Gesichtskontrolle rechnen....(2)
Café Batavia
Reizvolles Café-Pub im Zentrum von Amsterdam , wo offenbar auch Schach gespielt wird - immerhn hat man mit 2 Mannschaften an der Schachcafé-Meisterschaft 2015 teilgenommen. Besuchenswert auf jeden Fall...
Café Central
Ende des 19. Jahrhunderts bis etwa in die 20er Jahre war das Café Central das Schachcafé in Wien. Grossmeister, Kaffeehaushaie, Beamte und mittellose Studenten drängten sich im Schachraum zusammen, während draussend die Creme de la Creme der Wiener Intellektuellen - Polgar, Altenberg, Anton Kuh, Hofmannsthal und Schnitzler - ihre Reden und Federn schwangen.Jeder durchreisende Schachmeister, jeder Grossmeister musste ins Central, das war unvermeidlich, es galt als die Hochschule des Schachs. Um 1920 wurde das Lokal renoviert, der neue Besitzer war den Schachspielern wenig gesonnen, und ein grosser Teil der Schach- und Gedankenspieler übersiedelte einige Häuser weiter ins Café Herrenhof. (3) Im Kriege stark zerstört, wurde das gesamte Gebäude - das Palais Ferstel - mit seiner reizvollen Einkaufsgalerie wieder restauriert, doch das Café stand jahrelang leer, bis es unter der Ägyde eines städtischen Konditoreibetriebs wieder eröffnet wurde. Heute ist es ein glänzender , von allen Tourismusführern hochgelobter Treff der oberen Luxusklasse - Schach wird hier jedoch nicht mehr gespielt, der Schachraum im hinteren Teil bei den Toiletten - dient gelegentlich für Privatfeste....nichts erinnert an die grosse Schachvergangenheit, und als Erinnerungspunkt an die geistige Elite von damals darf eine Pappmachéfigur des Kaffeehausliteraten Peter Altenberg herhalten. (4)
Schaakcafé Het Hok
Ein Schachcafé mit Pubatmosphäre, wo offenbar auch Life-Konzerte stattfinden... sicher eine gute Addresse, wenn man bei Rockmusik Schach spielen kann...
Café de Laurierboom
Noch ein Szenelokal in Amsterdam, mit Schachtischen, und regelmässigem Spielbetrieb...
Marshall Chess Club
1915 richtete Frank Marshall in einem Steakhouse eine ständige Schachgruppe ein, unter dem Namen Marshall's Chess Divan". Bald wurde das Gasthaus jedoch zu eng - unter den Adepten und Teilnehmern befanden sich einige vermögende Leute, und der Schachclub kaufte einfach ein eigenes Haus, in dem auch Marshall selbst eine Bleibe fand. Nach Marshall's Tod 1944 übernahm seine Frau Caroline die Leitung des Klubs. Im Marshall Schachklub waren praktisch alle bedetuenden Schachspieler New Yorks Mitglieder, oder haben dort zumindest gespielt. Nach dem Ende des Manhattan Chess Clubs ist der MCC heute das absolute Schachzentrum im Osten der Vereinigten Staaten. Hier hat Fischer seine berühmte Partie des Jahrhunderts gegen Donald Byrne gewonnen, Fischer-Biograph Frank Brady war jahrelang Vereinsvorsitzender, auch Marcel Duchamp war ein häufiger Gast, und Andy Soltis ist es noch immer.... (5)
Mechanics Institute Chess Club
Das Mechanics Institute in San Francisco entstand 1854, um arbeitslosen Goldgräbern eine Fortbildungsstätte und einen Bibliothek mit Aufenthaltsmöglichkeit zu geben. Solche Mechanics Institutes entstanden überall n der angelsächsischen Welt, ausgehend von Edinburgh, um den Arbeitern eine Alternative zu Alkohol und Pubs zu geben, und Ihnen eine Fortbildungsbasis zu ermöglichen. In San Francisco gab es sehr früh schon einen Schachraum - heute ist das Mechanics Institute der älteste durchgehend bestehende Schachklub in den USA. Der erste unter vielen bedeutenden Meistern , die im Mechanics Chessclub Simultanvorstellungen gegeben haben, war 1884 Johannes Zukertort. Praktische alle Weltmeister haben den Klub irgendwann einmal besucht, so Lasker, Capablanca, Aljechin, Smyslov und Karpov. Aus dem Verein sind zahlreiche grosse Schachspieler hervorgegangen, wie etwa jüngst GM Daniel Naroditsky, der 2009 mit 12 Jahren Schachweltmeister in seiner Altersgruppe wurde, und mit 15 als jüngster Schachbuchautor aller Zeiten bereits ein Schachbuch verfasste. Im Klub finden jedes Wochenende Turniere statt, am Dienstag ein 24 -Stunden-Schachmarathon, und jede Woche Kinder-und Jugendlichenkurse. Geleitet wird der Schachklub von dem Schautor und Historiker IM John Donaldsson. (6)
Café Odeon
Das Grand Café Odeon entstand als Kaffeehaus nach Wiener Vorbild erst 1911 im Uster-Haus, das der Geschäftsmann Julius Uster erbauen liess. Im Keller war eine Konditorei eingerichtet, und im 1.Stock ein Billardsaal. Im Hauptraum lagen Zeitungen aus sowie Lexika, Schach wurde auch gespielt, und eine Sperrststunde war unbekannt. Das Lokal wurde schnell zu einem grossen Anziehungspunkt für Stadtzürcher, vor allem Intellektuelle aller Art. Lenin, Trotzki und auch Mussolini sollen hier viel Zeit verbracht haben, Albert Einstein war in seiner Zürcher Zeit Stammgast, Schriftsteller, wie Stefan Zweig, Frank Wedekind, Franz Werfel, Claire Goll, James Joyce , Erich Maria Remarque, William Somerset Maugham machten es sich in den Polstermöbeln gemütlich,wie auch die grossen Dirigenten Arturo Toscanini, und Wilhelm Furtwängler. Max Frisch war Stammgast, auch Hugo Lötscher und Friedrich Dürrenmatt. Vor allem vor dem 2. Weltkrieg war der Verleger Emil Oprecht, der den Europa-Verlag führte, eine wichtige Stütze der geflüchteten Künstler und Autoren. Nach dem 2.Weltkrieg beherbergte das Odeon die neuere Generation von jungen Intellektuellen. Als in den 70-er Jahren am Limmatufer eine massive Drogenszene etntstand, wurde das Odeon stark in Mitleidenschaft gezogen - im Lokal kam es zu Schlägereien und Auseinandersetzungen zwischen den Drogenhändlern, das Lokal wurde zum Teil zerstört, und in der Folge erst zur Hälfte gesperrt, dann 1972 geschlossen. Angesichts des weitverbreiteten Proteststurms, der sich darauf in Zürich erhob, liessen die Besitzer einen Teil des Lokals renovieren, und eröffneten das Odeon wieder, allerdings um die Hälfte verkleinert, die andere Hälfte beherbergt heute eine Apotheke. Ja, und Schach wird heute im Odeon nicht mehr gespielt - vermutlich in überhaupt keinem Café der Finanzmetropole. ( 7)
Café de Prins
Auch hier treffen sich anscheinend regelmässig einige der vielen Schachspieler Amsterdams -. interessantes Lokal mit gemütlichem Inneren...
Café Procope
Im Gefolge des Wirbels, den der türkische Botschafter Soliman Aga im Paris des ausgehenden 17. Jahrhunderts mit der Präsentation des Kaffees hervorrief, eröffnete ein Armenier aus Isfahan namens Gregor vor 1680 einen Kaffeeausschank neben der vielbesuchten Comedie Française. Als das Theater in die Fosses St. Germain übersiedelt, wandert Gregor mit, und schlägt sein Lokal am neuen Ort neu auf - das sich bald dank der Theaterbesucher zu einem vielbesuchten Treff entwickelt. Schon 1686 jedoch verkauft er das Geschäft an einen Sizilianer namens Francesco Procopio de Coltelli , der
das Lokal luxuriös ausstatten lässt und 1689 in neuem Stil wieder eröffnet. Das Procope, mit eigenem Wasserzufluss ausgestattet !!, wird rasch zum literarischen Zentrum von Paris - hier verkehren Rousseau und Voltaire, Benjamin Franklin soll hier geschrieben haben, und Denis Diderot die Korrekturen für die Encyclopedie gemacht haben.Später verkehren hier die Falken der Revolution - der Franziskanerklub mit Danton und Marat, wie auch die Jakobiner mit Robespierre an der Spitze . Das Cafe wird derart mit der Revolution identifiziert, das etwa die Asche von Voltaire, sowie der Sarg von Marat hier aufgebahrt werden, bevor man sie ins Pantheon überführt. Nach dem Abflauen der Revolution kehrt die Literatur zurück ins Café, Alfred Musset, George Sand, und Theophile Gautier schlürfen hier ihren Kaffee,. 1883 wird hier sogar der Pariser Rugbyclub Stade Français gegründet. Schach wurde im Procope auch gespielt, jedoch nur nebenbei - erst nach dem Ende des Regence als Schachcafé übersiedelten mehr Schachspieler ins Procope. Heute ist das Cafe Procope ein stilvolles Luxusrestaurant, und sicher das älteste durchgehend bestehende Gastlokal Frankreichs, vielleicht sogar der Welt.
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das Lokal luxuriös ausstatten lässt und 1689 in neuem Stil wieder eröffnet. Das Procope, mit eigenem Wasserzufluss ausgestattet !!, wird rasch zum literarischen Zentrum von Paris - hier verkehren Rousseau und Voltaire, Benjamin Franklin soll hier geschrieben haben, und Denis Diderot die Korrekturen für die Encyclopedie gemacht haben.Später verkehren hier die Falken der Revolution - der Franziskanerklub mit Danton und Marat, wie auch die Jakobiner mit Robespierre an der Spitze . Das Cafe wird derart mit der Revolution identifiziert, das etwa die Asche von Voltaire, sowie der Sarg von Marat hier aufgebahrt werden, bevor man sie ins Pantheon überführt. Nach dem Abflauen der Revolution kehrt die Literatur zurück ins Café, Alfred Musset, George Sand, und Theophile Gautier schlürfen hier ihren Kaffee,. 1883 wird hier sogar der Pariser Rugbyclub Stade Français gegründet. Schach wurde im Procope auch gespielt, jedoch nur nebenbei - erst nach dem Ende des Regence als Schachcafé übersiedelten mehr Schachspieler ins Procope. Heute ist das Cafe Procope ein stilvolles Luxusrestaurant, und sicher das älteste durchgehend bestehende Gastlokal Frankreichs, vielleicht sogar der Welt.
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Schachcafé Rübencamp
In einem Backsteingebäude des Bahnhofs Rübenkamp ist dieses attraktive Lokal entstehen - offenbar sind Schachspieler willkommen, ob sie dort wirklich aufkreuzen? In Hamburg ist Schach bei den jungen Leuten in , spätestens seit den grossen Schülerturnieren der letzten Jahre, die Björn Lengwenus organisiert hat (linkes gegen rechts Alsterufer etc.). ....
Simpson's in the Strand
1828 eröffnet Samuel Reiss - angeblich Portugiese! - den Grand Cigar Divan in the Strand als "Heimstätte für alle Schachspieler" - eine Art Kaffeeahus mit Mitgliedsbeitrag und Eintrittsgebühr, wo man Zeitung lesen, Essen, Rauchen - und auch Schach spielen konnte. Anfangs des 19. Jahrhunderts lief es anderen Cafés wie Huttmann und Percy in Covent Garden bald den Rang als wichtigster Schachtreff ab - hier verkehrten Meister wie Bird, Blackburne, Staunton, Gunsberg und Daniel Harrwitz .. 1849 wurde Labourdonnais von Reiss engagiert, um gegen alle Herausforderer zu spielen. Der Zweikampf Harrwitz gegen Löwenthal fand zwar nicht hier statt, doch pflegte Harrwitz hier vor einer Menge von Schachfans seine Partie zu erläutern. 1861 gab Louis Paulsen im Divan eine Blindvorstellung, und 1852 wurden einige Runden des ersten organisierten Schachturniers der Geschichte hier durchgeführt. Steinitz, Lasker, Morphy wren ständige Besucher des Divans, Johannes Zukertort wurde heir während einer partie von«m Schalg getroffen. Die unsterbliche Partie Anderssen gegen Kieseritzky wurde hier im Divan gespielt. 1848 nahm Reiss einen Partner namens Simpson ins Geschäft, und der Name wurde zu "Simpson's Chess Divan" geändert - nach Reiss' Tod war Simpson dann der alleinige Besitzer, der Name blieb bis heute., obwohl Simpson das Lokal 1862 an einen Mann namens E. W. Cathie verkaufte. 1898 ging das Lokal in den Besitz der Savoy-Hotelgruppe über - 1900 wurde das Haus und das Lokal abgerissen, um den Strand zu verbreitern. Nach der Wiedereröffnung 1903 waren Schachspieler nicht mehr willkommen, das Lokal wurde vor allem als Restaurant mit Schwerpunkt englische Küche geführt, und ist bis heute eine Bastion von Roastbeef und Mutton-pie geblieben. Simpsons gehört heute der Fairmont-Hotelgruppe, und steht nach neuesten britischen Zeitungsberichten wieder vor einem Besitzerwechsel. Trotz der Schachfiguren über dem Eingang ist Schach nur eine Erinnerung an Gründerzeiten - beim Londoner Chess Classic -Schachturnier findet jedoch das Abschlussdiner traditionellerweise bei Simpsons statt - mit dem berühmtem Roastbeef, das neben dem Tsich heruntergesäbelt wird. Bei Simpson's wurde die ersten Jahre offenbar mit einem eigens für Reiss entworfenen Schachsatz gespielt - eines dieser Schachspiele wird bei Simpson's nach wie vor ausgestellt.... (8 )
Café Zartl
Das Café Zartl in der Marxergasse ist keines der berühmten Wiener Grosscafés - obwohl es seit 1883 besteht. Dafür ist es eines der gemütlichsten und ursprünglichsten. Hier verkehrten zahlreiche Literaten, wie Heimito von Doderer, Robert Musil (Der Mann ohne Eigenschaften), Franz Karl Ginzkey und der Kabarettist Karl Farkas. Nach dem 2. Weltkrieg fanden hier Milo Dor, Barbara Frischmuth, Jeannie Ebner, Axel Corti, der Maler Friedrich Hundertwasser, Gottfried von Einem und Friedrich Gulda gelegentlich Ruhe und Erholung. Heute ist das Zartl auch der Treff der österreichischen Zauberkünstler - und einiger älterer Schachspieler der mittleren Gebührenklasse , die hier bedächtig ihre Figurenmanöver durchexerzieren. Zum Schachspielen ist das Zartl jedenfalls bestens geeignet, es verfügt als vielleicht einziges Café in Wien noch über einige Altwiener Figurensätze.... (9)
Haus de Schachsports
Ein grüngestrichener Container vor dem Wiener Praterstadium ist seit einigen Jahren Herz und Nieren des Wiener Schachbetriebs geworden - denn aus den Cafés in Wien ist das Schachspiel praktisch verschwunden bzw. von erbosten Wirten verscheucht worden (Ausnahmen gibt es!). Hier tagt das Sekretariat des Wiener Schachverbands, werden Ligen und sogar Bundesligatreffen abgehalten, Schulschachkurse vermittelt oder abgehalten. Auf dieser Seite erfährt man auch , in welchen Cafés man in Wien Schach spielen kann. Unter Schachspielern ist es "auch als "Pöcki's Schachtel" bekannt - der Wiener Meister, Organisator des alljährlichen Wiener Opens und Generalsekretär des Wiener Schachverbands Johann Pöcksteiner hat diese Bleibe für das ziemlich ins Abseits gedrängte Wiener Schachleben fast im Alleingang aus dem Hut gezaubert....
Addresse:
Haus des Schachsports
Spielmannplatz. 1/Marathonweg 14
A - 1020 Wien
Montag, 16-20 Uhr (Sekretariatszeiten).
Donnerstag, 16:30-18:30 Uhr Kinderschachtreff
Addresse:
Haus des Schachsports
Spielmannplatz. 1/Marathonweg 14
A - 1020 Wien
Montag, 16-20 Uhr (Sekretariatszeiten).
Donnerstag, 16:30-18:30 Uhr Kinderschachtreff
Schachhaus Kulturcafé
In Braunau am Inn gibt es diese rassige Bar - dort wird offenbar auch Schach gespielt, Musik gemacht etc.
Verflossene Schachorte
Grossteils ehemalige berühmte Schachcafés - das Schachspiel hat sich im 19.Jahrhundert und im 20.Jahrhundert vor allem in Kaffeehäusern durchgesetzt und etabliert.....
Café Arco
Prager Stammcafé der deutschsprachigen Prager Intellektuellen - Werfel, Brod, Kafka etc. - in der Zwischenkriegszeit und davor - wo auch Schach gespielt wurde. (10)
Café Bauer
Bekanntes Schachcafé in Berlin, vor allem Ende des 19. Jahrhunderts, Anfang des 20. Jahrhunderts. (11)
Café Belvedere
Berliner Schachcafé um 1800....(12)
Café de la Couronne
Café in Genf mit Schachbetrieb in der ersten Hälfte des 19.Jahrhunderts.... (13)
Café Kerkau
Auch ein grosses Schachcafé der Zwischenkriegsjahre....hier hatte Siegbert Tarrasch in seiner Berliner Zeit seinen Stammtisch...und die Berliner Schachgesellschaft zeitweise ihre Zelte aufgeschlagen... (14)
Café Gambit
Das Gambit war die Schöpfung eines schachbegeisterten Amsterdamers namens Menasse Goldberg. In den 70er Jahren spielte Goldberg einmal hier, einmal da Schach mit Freunden - es war nirgends wirklich ideal. So machte er selbst ein Lokal an der Blumengracht auf, wo Schachspieler willkommen waren - sehr schnell wurde das Gambit zum Mekka aller einheimischen und durchreisenden Schachfans - man konnte im Gambit essen, trinken, schachspielen und zur Not übernachten. Im Sommer schloss das Gambit in der Regel , weil Goldberg das traditionelle Schachturnier in Sitges nicht versäumen wollte. 2005 starb Goldberg, und das Gambit schloss umgehend seine gastlichen Pforten.... (15)
Café Français
Führendes Schachcafé in Leipzig, existierte 1843 bis 1945 - seit 1914 Café Felsche. Um 1877 muss hier ein Schachclub seinen Sitz gehabt haben, denn dieser Verein war Gründungsmitglied des Deutschen Schachbundes beim Anderssen-Jubiläumskongress in Leipzig 1877. (16)
Café König
Schachcafé in Berlin um 1900....(17)
Café del Levante
Schachcafé im Madrid um 1820 herum.......(18)
Café Mokka Efti
War im Berlin der 20er- Jahren und später ein Café mit viel Schachbetrieb - aber nicht nur... (19)
Café REbhuhn
Viel frequentiertes Schachcafé im Wien um 1900 ... gibt es noch heute, allerdings nicht mehr als Café, sondern als Restaurant. ....(20)
Grand Chess Divan
Sowohl als Grand Cigar Divan , unter Leitung von Ries, wie als Simpson's Divan, ein vielbesuchtes Schachcafé. Existiert noch heute ... als Luxusrestaurant! Besass einige Sätze von nur fürs Haus entworfenen und gedrechselten Schachfiguren, die man dort noch heute besichtigen kann. (21)
Gatti's
Bekanntes und viel besuchtes Schachlokal in the Strand, nahe zu Simpson's, im 19. Jahrhundert... (22)
Mephisto's Chess Room
Schachlokal in the Strand , Mitte gegen Ende des 19. Jahrhunderts... (23)
Parsloe's rooms
Wohl erstes und viel besuchtes Londoner Schachcafé ab 1774 ...nur gegen Subskription zu besuchen...Hier war Philidor zeitweise als Hausspieler angestellt, der mit Gästen zu spielen hatte, Schachunterricht erteilte, simultan spielte etc. Ging etwa 1824 zu Ende (24)
Purssell's Restaurant
Eines der beliebtesten Schachlokale im London um 1880.. 1894 wurde das Gebäude abgerissen .. heute ist Purcell's - eine Kaffeerösterei... (25)
Café de la Regence
Das Café Regence ist vermutlich das traditionsreichste Schachcafé überhaupt - hier fanden sich schon im 18. Jahrhundert führenden Köpfe Frankreichs und aus dem Ausalnd zusammen , um Schach zu spielen. Diderot, d'Alembert, Voltaire, der Marschall von Sachsen, Rousseau, auch Roberspierre, später Napoleon, Schriftsteller wie Alfred de Vigny - die Liste ist unendlich. Philidor spielte hier als Haussspieler mit Gästen, Philip Stamma, Aaron Alexandre - später die wahren resienden Berufsspieler wie Lionel Kieseritzky, Szen, Löwenthal, Ernst Falkbeer, Daniel Harrwitz hatten hier ihr Stammtische. Das Regence galt im frühen 19. Jahrhundert als die "Kathedrale des Schach" - lange Reihe von Schachtischen waren ständig besetzt, und Besucher mussten sich anpassen oder das Lokal verlassen. Der Pariser Teil des Matches Labourdonnais gegen McDonnell fand 1834 im Regence statt, ebenso die Pariser Etappe von St. Amant gegen Staunton 1843. Napoleon war ein häufiger Beucher, sogar heute noch zeigt man voller Stolz den Tisch, an dem Bonaparte mehr Schlachten verlor als gewann.
Die im Regence verwendente altfranzösischen Schachfiguren waren schon früh als Regence-Schachsteine bekannt, und sind es bis heute. Im Laufe des 19.Jahrhunderts verlor das Rgence zunehmend an Bedeutung - es gab andere Cafés , die Schachspieler zogen sich in Clubs zurück - ein letzter Höhepunkt war das Match des Amerikaners Paul Morphy gegen Daniel Harrwitz aus Breslau im Jahre 1859 ,den Spitzenspieler im Regence. 1010 wechselte das Regence in andere Hände, der neue Besitzer hatte mit Schachspielern wenig Geduld, und noch vvor dem 1. Weltkrieg wechselten die Schachspieler geschlossen in andere Lokale. Heute beherbergt das Lokal - das Nationale Reisebüro Marokkos ... (26)
Die im Regence verwendente altfranzösischen Schachfiguren waren schon früh als Regence-Schachsteine bekannt, und sind es bis heute. Im Laufe des 19.Jahrhunderts verlor das Rgence zunehmend an Bedeutung - es gab andere Cafés , die Schachspieler zogen sich in Clubs zurück - ein letzter Höhepunkt war das Match des Amerikaners Paul Morphy gegen Daniel Harrwitz aus Breslau im Jahre 1859 ,den Spitzenspieler im Regence. 1010 wechselte das Regence in andere Hände, der neue Besitzer hatte mit Schachspielern wenig Geduld, und noch vvor dem 1. Weltkrieg wechselten die Schachspieler geschlossen in andere Lokale. Heute beherbergt das Lokal - das Nationale Reisebüro Marokkos ... (26)
Romanisches Café
Das Romanische war in den 20-er Jahren ein bevorzugter Treff von Literaten wie Roda Roda, Else Lasker-Schüler, Bert Brecht und Theaterleute wie Fritz Kortner, Max Reinhardt, Geza von Cziffra, sowie Wissenschaftlern wie Max Planck und Albert Einstein. Und natürlich das Stammcafé von Emanuel Lasker....hier wurde auf der sog. "Galerie" Schach gespielt... die Schachspieler wurden vom hochgeistigen Parterre gerne als "Mondbewohner" tituliert....( 27)
De Roode Leeuw
Im 19. Jahrhundert - Schachcafé in Amsterdam - heute ein prachtvolles Restaurant und Hotel am Damrak....(28)
slaughter's Coffee house
Berühmtes Schachcafé in London Ende des 18. Jahrhunderts in St. Martin's Lane, in dem unter anderem Philip Stamma sich gerne aufhielt, sperrte jedoch 1844 die Pforten. (30)
Café Union
Wichtigstes Café der Literaten und Intellektuellen im Prag der Zwischenkriegszeit - sowie der Schachspieler! (31)
Nachweise
1) allgemein Ehn/Strouhal, Luftmenschen, Sonderzahl, Wien 1998 ...
weiters Michael Ehn, Politische Spiele, in : Strouhal/Zollinger/Felderer (Hg.), Spiele der Stadt, Katalog der
gleichnamigen Ausstellung im Museum der Stadt Wien, Springer Verlag, Wien 2012
2) siehe etwa Wikipedia https://it.wikipedia.org/wiki/Antico_Caff%C3%A8_Greco
3) nach Milan Dubrovic, Veruntreute Geschichte, Zsolnay, wien 1985, ebda..
4) zu Café Central auch http://austria-forum.org/af/AustriaWiki/Caf%C3%A9_Central
5) siehe vor allem Harry Schaack, Unverkäufliche Tradition, Karl 3/2015, pp. 38 ff
6)Mechanics siehe Wikipedia https://en.wikipedia.org/wiki/San_Francisco_Mechanics'_Institute
Wikipedia https://en.wikipedia.org/wiki/Mechanics'_Institute_Chess_Club
sowie Wikipedia https://en.wikipedia.org/wiki/Mechanics'_Institutes
7) siehe Wikipedia https://de.wikipedia.org/wiki/Grand_Caf%C3%A9_Odeon
auch Curt Riess, Café Odeon, Europa Verlag, Zürich 1973
8) zu Procope siehe u.a.Wikipedia https://fr.wikipedia.org/wiki/Caf%C3%A9_Procope
9) Simpson's siehe Wikipedia https://en.wikipedia.org/wiki/Simpson's-in-the-Strand
auch dies hier: http://collectibles.bidstart.com/Simpson-s-in-the-Strand-Bill-of-Fare-London-Grand-
Divan-T-/30655959/a.html
auch: http://www.telegraph.co.uk/news/society/11368407/Simpsons-in-the-Strand-restaurant-could-
disappear-after-187-years.html
10) zum Zartl Wikipedia https://de.wikipedia.org/wiki/Caf%C3%A9_Zartl
11) nach Karl-Heinz Jähn (Hg.), Das Prager Kaffeehaus - Literarische Tischgesellschaften, Verlag Volk und Welt,
Berlin
1990, pp. 7, 47, 170 und 190 ff.
12) nach Helmut Wieteck, Schachmekka Berlin, Rochade Verlag, Maintal 1995, p.33
13) auch Wieteck...ebda.
14) Wieteck, ebda.
15) Wieteck , 34 ff
16) siehe dazu Wikipedia http://en.chessbase.com/post/the-oldest-che-caf-in-amsterdam
17) Café Français bzw Felsche siehe Wikipedia https://de.wikipedia.org/wiki/Caf%C3%A9_Felsche
18) Wieteck, ebada.
19) Wieteck, ebda.
20) Wieteck, ebda.
21) wie bei Anmerkung 1 )
22) - 26) nach Charles Dickens jr., Dickens' Dictionary of London, London 1879, zit. nach:
http://www.victorianlondon.org/entertainment/dickens-chessclubs.htm
27) siehe Wikipedia https://fr.wikipedia.org/wiki/Caf%C3%A9_de_la_R%C3%A9gence
viele andere Beschreibungen , wie z.B. Joachim Petzold, Schach - eine Kulturgeschichte, Edtion Leipzig , 1986,
pp197 ff
28) siehe bei Wieteck, div. Kapitel...
29)
30) nach Dickens, wie oben...
31) Karl-Heinz Jähn, op.cit., insbesondere S. 7 ff