Deutsche Staunton - Figuren
Staunton - Figuren wurden in Deutschland offenbar relativ früh auf Schachkongressen, in Schachcafés und im Vereinsleben verwendet. Im Turnierbuch von Köln 1898 (2) sehen wir auf einem zeitgenössischen Foto den Teilnehmer Alexander Fritz vor einem Brett sitzen, auf dem offenbar Staunton-Figuren aufgebaut sind. Ähnliche Entdeckungen machen wir in anderen Turnierbüchern dieser Zeit, sofern sie mit Bildern ausgestattet sind.
Die Staunton-Figuren hatten sich nach der Einführung durch Nathaniel Cooke und John Jaques (wohl mit kräftiger Beihilfe Howard Staunton's) im Jahre 1849 in England, und darauf auch international als der Standard-Turniersatz durchgesetzt. Dies hatte einerseits mit den reisenden Schachmeistern zu tun, die quer durch Europa bis in die USA an Turnieren teilnahmen, und die Staunton -Figuren dann mit nach Hause brachten - wo sie dann örtlichen Drechslern und Tischlern als Modell dienen konnten. Andererseits wohl auch mit der Handwerkssitte der "Walz" - Gesellen wurden nach der Gesellenprüfung ermuntert, ins Ausland zu gehen, und in anderen Ländern weiter zu lernen.Sicher kamen auch viele deutsche, österreichische, tschechische und ungarische Drechsler und Tischlergesellen auf der Walz durch England, wo die Staunton -Figuren ja sehr schnell nach der Vorstellung durch John Jaques - und trotz Designschutz - von anderen Manufakturen und Handwerkern nachgeahmt wurden. Man kann also mit einiger Wahrscheinlichkeit festhalten, dass in Deutschland und wohl auch anderswo schon gegen Jahrhundertende Staunton-Figuren zum Clubinventar gehörten, und daher auch von einheimischen Drechslern und Kunsttischlern erzeugt wurden. So wie die schon bekannten Regence -Figuren, die diversen Nürnberger Beinfiguren, die Spielzeugsätze aus dem Erzgebirge und die frühen Kaffeehausfiguren im Biedermeier- und Altwiener Kaffeehausstil.
Das Schachmuseum verfügt über eine ganze Menge von Staunton-Sätzen aus einheimischer Erzeugung, die zumindest illustrieren , womit man im 20.Jahrhundert in Deutschland gespielt hat. Natürlich kann man von einer Gruppe von zufällig zusammen gekommenen Figurensätzen keine umfassenden Schlüsse auf die gesamte Palette in Deutschland üblicher Stauntons ziehen - aber immerhin, eine kleine Übersicht ist doch gegeben.
Die Staunton-Figuren hatten sich nach der Einführung durch Nathaniel Cooke und John Jaques (wohl mit kräftiger Beihilfe Howard Staunton's) im Jahre 1849 in England, und darauf auch international als der Standard-Turniersatz durchgesetzt. Dies hatte einerseits mit den reisenden Schachmeistern zu tun, die quer durch Europa bis in die USA an Turnieren teilnahmen, und die Staunton -Figuren dann mit nach Hause brachten - wo sie dann örtlichen Drechslern und Tischlern als Modell dienen konnten. Andererseits wohl auch mit der Handwerkssitte der "Walz" - Gesellen wurden nach der Gesellenprüfung ermuntert, ins Ausland zu gehen, und in anderen Ländern weiter zu lernen.Sicher kamen auch viele deutsche, österreichische, tschechische und ungarische Drechsler und Tischlergesellen auf der Walz durch England, wo die Staunton -Figuren ja sehr schnell nach der Vorstellung durch John Jaques - und trotz Designschutz - von anderen Manufakturen und Handwerkern nachgeahmt wurden. Man kann also mit einiger Wahrscheinlichkeit festhalten, dass in Deutschland und wohl auch anderswo schon gegen Jahrhundertende Staunton-Figuren zum Clubinventar gehörten, und daher auch von einheimischen Drechslern und Kunsttischlern erzeugt wurden. So wie die schon bekannten Regence -Figuren, die diversen Nürnberger Beinfiguren, die Spielzeugsätze aus dem Erzgebirge und die frühen Kaffeehausfiguren im Biedermeier- und Altwiener Kaffeehausstil.
Das Schachmuseum verfügt über eine ganze Menge von Staunton-Sätzen aus einheimischer Erzeugung, die zumindest illustrieren , womit man im 20.Jahrhundert in Deutschland gespielt hat. Natürlich kann man von einer Gruppe von zufällig zusammen gekommenen Figurensätzen keine umfassenden Schlüsse auf die gesamte Palette in Deutschland üblicher Stauntons ziehen - aber immerhin, eine kleine Übersicht ist doch gegeben.
Grundsätzliches
Die verhältnismässig schnelle Verbreitung von Staunton -Figuren in ganz Europa und darüber hinaus hat viele Gründe - Die explosive Entwicklung von Vereins- und Turnierschach, bzw. Kaffeehäusern, Turniersitten, die Robustheit von gedrechselten Stauntons, last not least die Empfehlung von Spielern, Funktionären, Vereinen und Organisationen (die FIDE Empfehlung von 1924 !) - doch ein gewichtiger Grund besteht darin, dass sie ziemlich billig und relativ leicht in Serie produziert werden konnten.
Hier muss man mit einer verbreiteten Illusion aufräumen: Staunton Figuren wurden und werden fast nie per Hand gedrechselt und geschnitzt - die frühen Jaques -Sätze sind die Ausnahme - sondern immer in Multiplikations-Drehbänken in Serie gedrechselt. Dazu haben sich Drechsler in enger Zusammenarbeit mit Schlossern bzw. Maschinenbauern schon früh Schablonen gebaut, um die immer gleichbleibende Dimension der immer gleichen Figuren zu gewährleisten , und die Figuren möglichst billig und unter Schonung des teuren Werkstoffes - z.B. jahrelang getrocknetes Hartholz - zu garantieren. Und selbstverständlich war anfangs in den meisten Drechslereien das Drechseln von Spielfiguren nur ein ganz kleines Nebengeschäft im Rahmen der Hauptsache - der Herstellung von Möbeln und Gebrauchsgegenständen. Erst Mitte des 19.Jahrhunderts, bzw. stark gegen Ende kam es zur Spezialisierung von einzelnen Schach-Spezialwerkstätten, und zwar im Erzgebirge, auch im Raume Nürnberg - später auch im französischen Jura., und in den katalonischen Pyrenäen.
Springer wurden nach englischem Vorbild in 2 Teilen hergetellt - erst um 1950 begannen französische Hersteller damit, in einem Stück verfertigte Staunton-Spirnger einzusetzen. Und obwohl noch bis ins. 20.Jahrhundert Springerköpfe auch geschnitzt wurden - etwa in Borstendorf durch Schnitzer wie Horst Schreiter ! - so wurden schon sehr früh die Springerköpfe mit standardisierten Bewegungen am Drehstock gefertigt. Auch dazu gab es Schablonen - ein Springerkopf in einer von mir noch besuchten Manufaktur in Spanien wurde an der Drehbank in 14 Arbeitsschritten herausgeschliffen - die Tage, an denen Springer gefertigt wurden, waren für den Drechsler besonders aufwendig und lästig, während die normale Drechslerei von langen Stäben eher als Routine galt. Und anschliessend wurden in der Regel die so "geschnitzten" Springerköpfe auf die vorher gedrechselten, immer gleichen Basen aufgepropft. Nicht in der von mir besuchten spanischen Manufaktur - dort waren die Springer aus einem Stück Holz gemacht - also erst die Basis gedrechselt, dann das Oberteil am Drehkopf auf der Drehbank gemacht.
Staunton - Figuren sind also früh in Serie gedrechselt worden - die ziemlich rasante Entwicklung bei den Geräten tat ein übriges dazu. Derartige Serienfertigung machte es auch leichter möglich, auch andere Arbeitsschritte zu standardisieren - etwa die Gewichtung der Figuren, die Befilzung, das Färben und die Lackierung. Andererseits musste bei einer derartigen arbeitsteiligen Spezialisierung zunehmend über Grosshändler, Spielwarenverleger und Depothändler verkauft werden. Bei den meisten Manufakturen entstanden zahlreiche Varianten und Grössen der Figuren, je nach Bearbeitungsschritten. Das reichte dann von ganz billig - unlackiert, ohne Filz - bis zu poliert, gefärbt, lackiert, gewichtet, gefilzt, und in mehr oder weniger aufwendigen Kassetten geliefert. Und für Klubs, immer in notorischen Finanznöten, reichten oft die einfachsten Versionen - , robust und preisgünstig mussten sie ein.
Recht gut kann man die Abstufungen im Katalog der Firma Karl Paul Uhlig aus Borstendorf im Erzgebirge ablesen. Die Firma Uhlig wurde 1872 gegründet, und wuchs im Zeichen des damaligen "Schachbooms" schnell zu beachtlicher Grösse. In diesem Katalog - wohl aus den Jahren 1914 - 1924 - gibt es allein über 50 Versionen !! von Staunton-Figuren in Holz, Knochen, Horn, Galalith (Kaseinplastik) und sogar Elfenbein !
Die verhältnismässig schnelle Verbreitung von Staunton -Figuren in ganz Europa und darüber hinaus hat viele Gründe - Die explosive Entwicklung von Vereins- und Turnierschach, bzw. Kaffeehäusern, Turniersitten, die Robustheit von gedrechselten Stauntons, last not least die Empfehlung von Spielern, Funktionären, Vereinen und Organisationen (die FIDE Empfehlung von 1924 !) - doch ein gewichtiger Grund besteht darin, dass sie ziemlich billig und relativ leicht in Serie produziert werden konnten.
Hier muss man mit einer verbreiteten Illusion aufräumen: Staunton Figuren wurden und werden fast nie per Hand gedrechselt und geschnitzt - die frühen Jaques -Sätze sind die Ausnahme - sondern immer in Multiplikations-Drehbänken in Serie gedrechselt. Dazu haben sich Drechsler in enger Zusammenarbeit mit Schlossern bzw. Maschinenbauern schon früh Schablonen gebaut, um die immer gleichbleibende Dimension der immer gleichen Figuren zu gewährleisten , und die Figuren möglichst billig und unter Schonung des teuren Werkstoffes - z.B. jahrelang getrocknetes Hartholz - zu garantieren. Und selbstverständlich war anfangs in den meisten Drechslereien das Drechseln von Spielfiguren nur ein ganz kleines Nebengeschäft im Rahmen der Hauptsache - der Herstellung von Möbeln und Gebrauchsgegenständen. Erst Mitte des 19.Jahrhunderts, bzw. stark gegen Ende kam es zur Spezialisierung von einzelnen Schach-Spezialwerkstätten, und zwar im Erzgebirge, auch im Raume Nürnberg - später auch im französischen Jura., und in den katalonischen Pyrenäen.
Springer wurden nach englischem Vorbild in 2 Teilen hergetellt - erst um 1950 begannen französische Hersteller damit, in einem Stück verfertigte Staunton-Spirnger einzusetzen. Und obwohl noch bis ins. 20.Jahrhundert Springerköpfe auch geschnitzt wurden - etwa in Borstendorf durch Schnitzer wie Horst Schreiter ! - so wurden schon sehr früh die Springerköpfe mit standardisierten Bewegungen am Drehstock gefertigt. Auch dazu gab es Schablonen - ein Springerkopf in einer von mir noch besuchten Manufaktur in Spanien wurde an der Drehbank in 14 Arbeitsschritten herausgeschliffen - die Tage, an denen Springer gefertigt wurden, waren für den Drechsler besonders aufwendig und lästig, während die normale Drechslerei von langen Stäben eher als Routine galt. Und anschliessend wurden in der Regel die so "geschnitzten" Springerköpfe auf die vorher gedrechselten, immer gleichen Basen aufgepropft. Nicht in der von mir besuchten spanischen Manufaktur - dort waren die Springer aus einem Stück Holz gemacht - also erst die Basis gedrechselt, dann das Oberteil am Drehkopf auf der Drehbank gemacht.
Staunton - Figuren sind also früh in Serie gedrechselt worden - die ziemlich rasante Entwicklung bei den Geräten tat ein übriges dazu. Derartige Serienfertigung machte es auch leichter möglich, auch andere Arbeitsschritte zu standardisieren - etwa die Gewichtung der Figuren, die Befilzung, das Färben und die Lackierung. Andererseits musste bei einer derartigen arbeitsteiligen Spezialisierung zunehmend über Grosshändler, Spielwarenverleger und Depothändler verkauft werden. Bei den meisten Manufakturen entstanden zahlreiche Varianten und Grössen der Figuren, je nach Bearbeitungsschritten. Das reichte dann von ganz billig - unlackiert, ohne Filz - bis zu poliert, gefärbt, lackiert, gewichtet, gefilzt, und in mehr oder weniger aufwendigen Kassetten geliefert. Und für Klubs, immer in notorischen Finanznöten, reichten oft die einfachsten Versionen - , robust und preisgünstig mussten sie ein.
Recht gut kann man die Abstufungen im Katalog der Firma Karl Paul Uhlig aus Borstendorf im Erzgebirge ablesen. Die Firma Uhlig wurde 1872 gegründet, und wuchs im Zeichen des damaligen "Schachbooms" schnell zu beachtlicher Grösse. In diesem Katalog - wohl aus den Jahren 1914 - 1924 - gibt es allein über 50 Versionen !! von Staunton-Figuren in Holz, Knochen, Horn, Galalith (Kaseinplastik) und sogar Elfenbein !
Auf diesen Katalogseiten kann man die grosse Spannweite der Staunton-Erzeugung bei Uhlig ablesen - die weitgespannte Palette fängt bei den Modellen mit der Nummer 284 an, die nur im Dutzend angeboten werden - also für Klubs und Kaffeehäuser gedachte billige Figuren. Mit 287/3 wird ein speziell auf Klubs zugeschnittener Satz angeboten - mit breiterer Basis - jedoch noch ohne Bleieinlage! - und etwas teurer (s. Preisliste ) Mit 285 werden Figuren mit diversen Extras angeboten, die wir noch kennen lernen werden - mit Glasaugen, aus Hartholz, gefilzt und ev. gewichtet, in Klappschachteln. Die Preisliste gibt alle Preise in Mark an - die Mark war von 1877 bis 1924 im Deutschen Kaiserreich üblich, erst 1924 stieg man im Zuge einer Währungsreform auf die Reichsmark um!
Figuren für den Klubgebrauch
Staunton-Figuren habe sich zweifellos über die Klubebene durchgesetzt, bevor sie später auch den Spielwarenbereich - also Spiele für den Hausgebrauch - erobert haben. Aus dem einfachen Grunde, dass sie billig zu produzieren waren, und die Klubs in Deutschland wie auch anderswo darauf erpicht waren, möglichst wenig Geld für Spielmaterial auszugeben. Wer nicht aus England die teuren Jaques - Figuren kaufen konnte - und das galt wohl für die meisten Vereine - musste sich mit preisgünstigen einheimischen Spielfiguren behelfen. Und offenbar gab es gegen Ende des 19.Jahrhunderts,, mit den vielen neu entstehenden Schachklubs, jährlichen Schachcongressen, und der wachsenden Verbreitung des Spiels, auch genügend Nachfrage, um die Drechsler und Holzspielzeugmacher zur Erzeugung von Staunton-Figuren zu veranlassen. Als 1924 der I. FIDE-Kongress eine Empfehlung zum Gebrauch von Staunton-Figuren in Wettbewerben herausgab, war dies zumindest in Deutschland längst geschehen....
Ein glücklicher Zufall hat dem Museum eine grössere Zahl von ausgemusterten Schachsätzen des Schachklubs Rheinau/Pfingsberg in Mannheim beschert - offenbar wurde da einmal "ausgemistet" (3) und - das Ergebnis ist eine Palette von alten Klubsätzen aus verschiedenen Epochen. Da der Verein 1929 gegründet wurde, sind die Spiele vermutlich grossteils als von diesem Datum an erzeugt zu sehen. Aber - nicht ausschliesslich...
Hier gibt es sowohl ältere Staunton-Sätze aus dem 19 Jahrhundert, bzw. aus der Zeit vor dem 1.Weltkrieg, wie Sätze aus der Zeit nach dem 2. Weltkrieg. Weiters gab es auch eine ganze Reihe von Bundesform-Sätzen aus der Nazizeit und danach. Die meisten sind ungewichtet, nur wenige haben (noch) einen Filz. Interessant sind hier - wie immer bei Staunton-Sätzen - die Unterschiede bei den Springerköpfen.
Staunton-Figuren habe sich zweifellos über die Klubebene durchgesetzt, bevor sie später auch den Spielwarenbereich - also Spiele für den Hausgebrauch - erobert haben. Aus dem einfachen Grunde, dass sie billig zu produzieren waren, und die Klubs in Deutschland wie auch anderswo darauf erpicht waren, möglichst wenig Geld für Spielmaterial auszugeben. Wer nicht aus England die teuren Jaques - Figuren kaufen konnte - und das galt wohl für die meisten Vereine - musste sich mit preisgünstigen einheimischen Spielfiguren behelfen. Und offenbar gab es gegen Ende des 19.Jahrhunderts,, mit den vielen neu entstehenden Schachklubs, jährlichen Schachcongressen, und der wachsenden Verbreitung des Spiels, auch genügend Nachfrage, um die Drechsler und Holzspielzeugmacher zur Erzeugung von Staunton-Figuren zu veranlassen. Als 1924 der I. FIDE-Kongress eine Empfehlung zum Gebrauch von Staunton-Figuren in Wettbewerben herausgab, war dies zumindest in Deutschland längst geschehen....
Ein glücklicher Zufall hat dem Museum eine grössere Zahl von ausgemusterten Schachsätzen des Schachklubs Rheinau/Pfingsberg in Mannheim beschert - offenbar wurde da einmal "ausgemistet" (3) und - das Ergebnis ist eine Palette von alten Klubsätzen aus verschiedenen Epochen. Da der Verein 1929 gegründet wurde, sind die Spiele vermutlich grossteils als von diesem Datum an erzeugt zu sehen. Aber - nicht ausschliesslich...
Hier gibt es sowohl ältere Staunton-Sätze aus dem 19 Jahrhundert, bzw. aus der Zeit vor dem 1.Weltkrieg, wie Sätze aus der Zeit nach dem 2. Weltkrieg. Weiters gab es auch eine ganze Reihe von Bundesform-Sätzen aus der Nazizeit und danach. Die meisten sind ungewichtet, nur wenige haben (noch) einen Filz. Interessant sind hier - wie immer bei Staunton-Sätzen - die Unterschiede bei den Springerköpfen.
Springerköpfe
Vor dem Krieg gibt es zum Teil handgeschnitzte Figuren, der Grossteil ist jedoch unter Verwendung von Schablonen oder Vorlegeisen am Drehstock gekerbt worden. Recht interessant sind die " Hühnerkopf" - Springer aus der Nachkriegszeit - solche Figuren in grösserem Format und Gewicht wurden wohl von mehreren Herstellern erzeugt - wie etwa der nach wie vor existierenden Firma Bohemia in Heiligenkreuzsteinach - und galten in den 80-er und 90-er Jahren der 20.Jahrhunderts sogar als Standard-Bundesligasatz.
Es gibt Anzeichen, dass solche Figuren - mit dem relativ einfach zu schnitzenden Springer - auch von anderen Erzeugern in Thüringen und Sachsen erzeugt wurden, sowohl vor dem 2. Wk wie nachher etwa in der DDR - in Sonneberg/Thüringen, ev. in Querfurt, im Vogtland, sowie in Borstendorf bei Uhlig und Wittig, möglicherweise auch bei Bayerwald. . Vertrieben wurden diese Figuren im Laufe der Zeit von allen grösseren Spiele- und Spielzeughäusern, unter anderem von Weible, Rolland, sowie zahlreichen anderen....
Vor dem Krieg gibt es zum Teil handgeschnitzte Figuren, der Grossteil ist jedoch unter Verwendung von Schablonen oder Vorlegeisen am Drehstock gekerbt worden. Recht interessant sind die " Hühnerkopf" - Springer aus der Nachkriegszeit - solche Figuren in grösserem Format und Gewicht wurden wohl von mehreren Herstellern erzeugt - wie etwa der nach wie vor existierenden Firma Bohemia in Heiligenkreuzsteinach - und galten in den 80-er und 90-er Jahren der 20.Jahrhunderts sogar als Standard-Bundesligasatz.
Es gibt Anzeichen, dass solche Figuren - mit dem relativ einfach zu schnitzenden Springer - auch von anderen Erzeugern in Thüringen und Sachsen erzeugt wurden, sowohl vor dem 2. Wk wie nachher etwa in der DDR - in Sonneberg/Thüringen, ev. in Querfurt, im Vogtland, sowie in Borstendorf bei Uhlig und Wittig, möglicherweise auch bei Bayerwald. . Vertrieben wurden diese Figuren im Laufe der Zeit von allen grösseren Spiele- und Spielzeughäusern, unter anderem von Weible, Rolland, sowie zahlreichen anderen....
Datierung und Ursprung
Schachfiguren zu datieren und einem Handwerker oder einer Manufaktur zuzuordnen, ist in den meisten Fällen nicht leicht. Erst recht bei Staunton -Figuren - einzig Jaques-Sätze und Figuren der British Chess Company kann man relativ genau datieren - bei fast allen anderen Staunton-Sätzen ist das schwer bis unmöglich, erst recht bei bescheideneren Staunton-Sätzen aus deutscher Fertigung. Natürlich hilft es, wenn wir ein Verkäuferetikett, eine Kassette mit draufgekritzelten Jahreszahlen, oder gar Kaufdokumente vorfinden - das ist sehr selten der Fall. Aber kann doch vorkommen....
Schachfiguren zu datieren und einem Handwerker oder einer Manufaktur zuzuordnen, ist in den meisten Fällen nicht leicht. Erst recht bei Staunton -Figuren - einzig Jaques-Sätze und Figuren der British Chess Company kann man relativ genau datieren - bei fast allen anderen Staunton-Sätzen ist das schwer bis unmöglich, erst recht bei bescheideneren Staunton-Sätzen aus deutscher Fertigung. Natürlich hilft es, wenn wir ein Verkäuferetikett, eine Kassette mit draufgekritzelten Jahreszahlen, oder gar Kaufdokumente vorfinden - das ist sehr selten der Fall. Aber kann doch vorkommen....
Man stutzt, ist betroffen - war dieser Satz mit gefangenen Soldaten in Sibirien, und wurde , weil wichtig, auch wieder mit nach Hause gebracht? Immerhin kann man annehmen, dass diese Figuren vor 1915 entstanden. ein sehr interessanter Satz - bei den Springern gab man sich wenig Mühe - Drechsler können selten schnitzen - und sägte einfach aus einem Brett Umrisse aus - oder schnitt von einem Profilstab Scheiben ab. Bei der Drechslerei wurden bauchige Basen mit langen Säulen und zerbrechlichen Kronen und Krägen auf König, Dame und Läufer kombiniert. Da es im Museum einen ganzen Satz sowie einige Einzelfiguren gibt, war der Satz anscheinend kein Einzelstück!
Im Hause J.Breitenbach (1897 - 1977 !) in Fürth wurden in erster Linie Schachfiguren hergestellt - in Holz, Bein, Elfenbein und Horn! - die Firma schloss erst im Jahre 1977 ihre Pforten. Gegründet von S.Federlein als Bein- und Hornwaren-Manufaktur, wurde Breitenbach sehr bald zum Nürnberger Spezialhaus für Schachfiguren und komplette Spielemagazine. Während des 1. Weltkrieges stellte J. Breitenbach Brettspiele für die Soldaten an der Front her. Ausser Schachfiguren stellte sie auch Würfel, Spielmarken, Domino- und Damesteine sowie einschlägige andere Spiele her. Ab Mitte der 20-er Jahre übernahm Hans Hempfling die Firma, und führte sie bis lange nach dem 2. Wk weiter, unter dem Namen "Spiele Hempfling - vormals J.Breitenbach" . (5)
Der oben abgebildete Schachsatz in Buchsbaum - der an französische Lardy-Sätze erinnert - dürfte dem Etikett nach aus den Jahren 1880 - 1920 stammen - JBra und JB stehen für J. Breitenbach, N wohl für Nürnberg, die Springerfiguren für die Kennzeichnung als Schachfigurenhersteller. 1266/3 ist schwer zu entziffern - die 1266 stehen wohl für einen Artikel mit der Laufzahl 1266, die 3 für die Königshöhe von von 78 mm (St. 3). Der zweite Stz stammt - dem Logo nach zu schliessen - aus der Nachkriegszeit. Die Firma Breitenbach-Hempfling hat zweifellos in grossem Masstab exportiert, weiters Schachfiguren an Grosshändler geliefert, ähnliche Sätze tauchen in vielen Verpackungen auf. Interessant wären natürlich auch die erzeugten Figuren in Horn und Bein - ob dabei auch Staunton -Sätze waren? Sicherlich ist der Grossteil der erzeugten Schachfiguren über Spielwarenhäuser und Spielwarengrosshändler verkauft worden.
Der oben abgebildete Schachsatz in Buchsbaum - der an französische Lardy-Sätze erinnert - dürfte dem Etikett nach aus den Jahren 1880 - 1920 stammen - JBra und JB stehen für J. Breitenbach, N wohl für Nürnberg, die Springerfiguren für die Kennzeichnung als Schachfigurenhersteller. 1266/3 ist schwer zu entziffern - die 1266 stehen wohl für einen Artikel mit der Laufzahl 1266, die 3 für die Königshöhe von von 78 mm (St. 3). Der zweite Stz stammt - dem Logo nach zu schliessen - aus der Nachkriegszeit. Die Firma Breitenbach-Hempfling hat zweifellos in grossem Masstab exportiert, weiters Schachfiguren an Grosshändler geliefert, ähnliche Sätze tauchen in vielen Verpackungen auf. Interessant wären natürlich auch die erzeugten Figuren in Horn und Bein - ob dabei auch Staunton -Sätze waren? Sicherlich ist der Grossteil der erzeugten Schachfiguren über Spielwarenhäuser und Spielwarengrosshändler verkauft worden.
Auch die unten abgebildeten Figuren sind leicht zu datieren - freundlicherweise hat der Besitzer hier ein Datum hinterlassen. Es sind massive, gut ausbalancierte Spielfiguren, selbst ohne Bleieinlage - da stört der grobe Springerkopf auch nicht sehr....
Viele nach 1945 in der Bundesrepublik verkaufte Figurensätze wurden in der DDR gefertigt, vor allem im VEB Borstendorf. so auch dieser unten rechts gezeigte Standardsatz, der etwa 1970 entstand. In etwa um diese Zeit hat man im VEB in Borstendorf auf grosse Massenfertigung gesetzt, mit beträchtlichem Einsatz von Maschinen - die Springerköpfe wurden ab 1965 aus Plastik im Spritzgussverfahren hergestellt, womit die wenigen noch verbliebenen Schnitzer sich auf figurative Schnitzerei oder Topsätze beschränken konnten - oder mussten! Dieser Satz unten rechts wurde in vielen Varianten hergestellt - mit oder ohne Bleieinlage, in Tropenhölzern, ev. sogar mit handgeschnitzten Springerköpfen....Ebenfalls leicht zu erkennen ist dieser typische Satz von Bayerwald, unten links ... vor allem dank der 4 Tannen auf den Verpackungen....hier ist man allerdings schon ziemlich weit vom üblichen Staunton-Schema abgewichen....
Im allgemeinen ist es leichter, Figuren aus der jüngeren Vergangenheit einzuordnen - die alten Figuren tragen kein Mascherl, Kataloge sind selten zu finden, und die ganz alten Spielfiguren - sind meist im Kaffeehausschach und Klubgeblitze zerstört worden, wenn nicht im Kriege oder danach.
Bizarre Einzelstücke
Ausser den Alltagsätzen gibt es natürlich auch seltsame Einzelstücke - die entweder als Gelegenheitsarbeit von Tischlern oder Drechslern auf Bestellung verfertigt wurden - oder in kleinen Serien etwa als "Erlkönige" in Manufakturen entstanden.
Bizarre Einzelstücke
Ausser den Alltagsätzen gibt es natürlich auch seltsame Einzelstücke - die entweder als Gelegenheitsarbeit von Tischlern oder Drechslern auf Bestellung verfertigt wurden - oder in kleinen Serien etwa als "Erlkönige" in Manufakturen entstanden.
"Schweinchenspringer"
Diese Schachsätze, die wohl zur Gänze in Borstendorf gefertigt wurden ( s. Uhlig-Katalog, Nummern 285 ) wurden vom schottischen Sammler Guy Lyons wegen des Springerkopfes , der in der Tat einem Ferkel ähnelt, so "getauft" ! In Hartholz gefertig, lackiert, meist mit Glasaugen, gewichtet und gefilzt, waren dies höherpreisige Schachfiguren in den Jahren um 1900 und bis zum 2. Wk., die in Kurzwaren- und Herrengeschäften, grossen Spielwarenhandlungen und Kaufhäusern angeboten wurden. Es gibt immer noch ziemlich viele, in den unterschiedlichsten Versionen, die die grosse Palette von Extras und Zusätzen bei Uhlig , Wittig und Louis Arnold widerspiegeln.
Zwiebelkopf-Sätze
Dies ist eine ältere Staunton-Form in Deutschland - hohe Könige auf zylindrischen Säulen, die Könige tragen zwiebel- oder kürbisförmige Kronen, die Springer - können auch Ferkelspringer. sein. Diese Sätze wurden wohl schon im 19.Jahrhundert gedrechselt, die Form hielt sich bis vor dem WK. 2.
Dies ist eine ältere Staunton-Form in Deutschland - hohe Könige auf zylindrischen Säulen, die Könige tragen zwiebel- oder kürbisförmige Kronen, die Springer - können auch Ferkelspringer. sein. Diese Sätze wurden wohl schon im 19.Jahrhundert gedrechselt, die Form hielt sich bis vor dem WK. 2.
Auch bei den "Zwiebelsätzen" gibt es ausgefallene Versionen. - ...
Qualitäts- und Luxussätze
Am Uhlig-Katalog sieht man, dass auch eine auf Mengenfertigung ausgerichtete Manufaktur nach wie vor teure Schachspiele für den betuchteren Schachfreund und als Geschenkartikel erzeugte - bei Uhlig etwa in Horn, die bekannten Beinsätze, sowie im damals gerade aufkommenden Galalith-Plastik und sogar im seltenen Elfenbein. Auch und gerade in Zeiten der maschinellen Serienfertigung nach dem 2.Wk gab es weiterhin kleine Manufakturen und Drechsler, die Sondermodelle in Handarbeit oder in kleinen Serien erzeugten. Insbesondere im Odenwald , wo es eine zweihundertjährige Tradition des Elfenbeinschnitzens und -drechselns gab, wurden aufwendige Sätze für vermögendere Schachfreunde erzeugt. Da die Verarbeitung von Elfenbein immer mehr erschwert - und schliesslich durch die 1973 wirksam gewordene CITES-Konvention zum Schutz bedrohter Tierarten ganz unmöglich wurde, verlegten sich die Odenwälder Drechsler zunehmend auf das Drechseln von Horn - während allgemein der Absatz von Schachspielen zunehmend geringer wurde, hielt sich hier noch jahrelang die Fertigung von schönen und als Geschenk-und Luxusartikel gehandelten Schachfigurensätzen, in attraktiven Kassetten verpackt. Einige blieben noch bei Horn, andere stellten sich auf Holz um, oder gar auf Plastik - ein grosser Drechselbetrieb experimentierte sogar mit dem Drechseln von Plexyglas und anderen Kunststoffen! Alle unten gezeigten Horn-Stauntons stammen wohl aus dem Odenwald.
Am Uhlig-Katalog sieht man, dass auch eine auf Mengenfertigung ausgerichtete Manufaktur nach wie vor teure Schachspiele für den betuchteren Schachfreund und als Geschenkartikel erzeugte - bei Uhlig etwa in Horn, die bekannten Beinsätze, sowie im damals gerade aufkommenden Galalith-Plastik und sogar im seltenen Elfenbein. Auch und gerade in Zeiten der maschinellen Serienfertigung nach dem 2.Wk gab es weiterhin kleine Manufakturen und Drechsler, die Sondermodelle in Handarbeit oder in kleinen Serien erzeugten. Insbesondere im Odenwald , wo es eine zweihundertjährige Tradition des Elfenbeinschnitzens und -drechselns gab, wurden aufwendige Sätze für vermögendere Schachfreunde erzeugt. Da die Verarbeitung von Elfenbein immer mehr erschwert - und schliesslich durch die 1973 wirksam gewordene CITES-Konvention zum Schutz bedrohter Tierarten ganz unmöglich wurde, verlegten sich die Odenwälder Drechsler zunehmend auf das Drechseln von Horn - während allgemein der Absatz von Schachspielen zunehmend geringer wurde, hielt sich hier noch jahrelang die Fertigung von schönen und als Geschenk-und Luxusartikel gehandelten Schachfigurensätzen, in attraktiven Kassetten verpackt. Einige blieben noch bei Horn, andere stellten sich auf Holz um, oder gar auf Plastik - ein grosser Drechselbetrieb experimentierte sogar mit dem Drechseln von Plexyglas und anderen Kunststoffen! Alle unten gezeigten Horn-Stauntons stammen wohl aus dem Odenwald.
Solche Hornsätze wurden von grossen Spielehäusern wie Weible und Rolland bestellt und verpackt, und anschliessend vor allem in Herren- und Geschenkläden verkauft - in etwa von den 60-er bis 90-er Jahren. Wer dabei am wenigsten verdiente, waren die Drechsler selbst....
Auch von Uhlig gab es Hornsätze - und vor allem massenweise kleine Knochenfiguren, schon weniger Schachsteine in Galalith - einem auf Kasein basierenden Kunststoff - und seltener auch aus Elfenbein. Alle diese Figuren sind sich mehr oder weniger in den Details ähnlich, nur die Springer variierten stark während der gut 80 Jahre, in denen sie erzeugt wurden. Die unten gezeigten Uhlig-Knochensätze wurden anscheinend in grosser Zahl gefertigt, und via Spiele-Kompendien, in Kurzwarenläden, an den Spielwarengrosshandel sowie ausländische Besteller verkauft. Diese Saetze bleiben über fast 50 Jahre hinweg ziemlich gleich, nur die Sprngerformen wechseln ein wenig.
Die unten gezeigten Uhlig-Figuren in weiss und schwarz sind bestens poliert und - weisen die typische Elfenbeinmaserung auf - dennoch sind sie vermutlich aus Galalith, das mit entsprechenden Zusätzen wie Elfenbein gestaltet werden konnte, und dann als Ivorit angepriesen wurde......
Der letzte Satz stammt aus Bad König im Odenwald - vielleicht einer der letzten Elfenbeinsätze, die dort hergestellt wurden. Die schwarzen Figuren bestehen wieder aus Wasserbüffelhorn, alle Figuren sind zwei- bis mehrteilig, und mit einer eingesetzten Metallschraube verbunden. Der damalige Preis scheint kaum glaubhaft - 253.- DM - aber immerhin war das sicher ein Vielfaches eines Hornsatzes, bzw. eines normalen hölzernen Turnierspiels....
Auch von Uhlig gab es Hornsätze - und vor allem massenweise kleine Knochenfiguren, schon weniger Schachsteine in Galalith - einem auf Kasein basierenden Kunststoff - und seltener auch aus Elfenbein. Alle diese Figuren sind sich mehr oder weniger in den Details ähnlich, nur die Springer variierten stark während der gut 80 Jahre, in denen sie erzeugt wurden. Die unten gezeigten Uhlig-Knochensätze wurden anscheinend in grosser Zahl gefertigt, und via Spiele-Kompendien, in Kurzwarenläden, an den Spielwarengrosshandel sowie ausländische Besteller verkauft. Diese Saetze bleiben über fast 50 Jahre hinweg ziemlich gleich, nur die Sprngerformen wechseln ein wenig.
Die unten gezeigten Uhlig-Figuren in weiss und schwarz sind bestens poliert und - weisen die typische Elfenbeinmaserung auf - dennoch sind sie vermutlich aus Galalith, das mit entsprechenden Zusätzen wie Elfenbein gestaltet werden konnte, und dann als Ivorit angepriesen wurde......
Der letzte Satz stammt aus Bad König im Odenwald - vielleicht einer der letzten Elfenbeinsätze, die dort hergestellt wurden. Die schwarzen Figuren bestehen wieder aus Wasserbüffelhorn, alle Figuren sind zwei- bis mehrteilig, und mit einer eingesetzten Metallschraube verbunden. Der damalige Preis scheint kaum glaubhaft - 253.- DM - aber immerhin war das sicher ein Vielfaches eines Hornsatzes, bzw. eines normalen hölzernen Turnierspiels....
Moderne Staunton-Figuren
Modern heisst nciht unbedingt aus jüngster Zeit - eher, von in Deutschland üblichen Schemata abweichend - die folgenden Figurensätze sind zum Teil ziemlich betagt. Man beachte die folgende Figurengruppe, die man nur als expressionistisch oder kubistisch bezeichenen kann - die aber doch noch als Staunton-Figuren zu akzeptieren sind.... die Form des handgeschnitzten Springers weist auf einen Ursprung zwischen den 30-ern und 60-er Jahren des 20. Jahrhunderts hin. Ganz ausgefallen sind die einmal nach oben, dann wieder nach unten gerundeten Reifen oder Ringfriese an den Figuren / wie auch die abgerundete Basis - ein Unikum und auch nicht ganz leicht zu drehen....
Modern heisst nciht unbedingt aus jüngster Zeit - eher, von in Deutschland üblichen Schemata abweichend - die folgenden Figurensätze sind zum Teil ziemlich betagt. Man beachte die folgende Figurengruppe, die man nur als expressionistisch oder kubistisch bezeichenen kann - die aber doch noch als Staunton-Figuren zu akzeptieren sind.... die Form des handgeschnitzten Springers weist auf einen Ursprung zwischen den 30-ern und 60-er Jahren des 20. Jahrhunderts hin. Ganz ausgefallen sind die einmal nach oben, dann wieder nach unten gerundeten Reifen oder Ringfriese an den Figuren / wie auch die abgerundete Basis - ein Unikum und auch nicht ganz leicht zu drehen....
Weniger ausgefallen der folgende Satz, der unter anderem auch von Rolland in den 70-er und 80-er Jahren angeboten wurde. Schwer zu garantieren, dass er in Deutschland gemacht wurde, einige Details weisen jedoch darauf hin...in jedem Fall ist die Verarbeitung erstklassig, die Figuren sind fein gedrechselt, poliert, gebeizt und lackiert, sowie gefilzt. Wie so oft erspart man sich eine Bleieinlage, indem man die Figuren auf breite Basen stellt....
Zu guter Letzt möchte ich noch einen erstaunlichen Satz präsentieren - meisterlich gedrechselt, mit allen Extras ausgestattet, und obendrein attraktiv. Wo und von wem er gemacht wurde, wüssten wir hier im Museum selber gern - es muss wohl um 1900 gewesen sein! Viele Spiele dieser Art werden wohl nicht gedreht worden sein, dazu ist die Machart zu aufwendig....besonders reizvoll sind die massiven Zierringe um die Basis, die den Umriss auflockern, sowie die Basedow-Augen der Springer. Am Mittelmeer malen die Fischer Ihren Booten immer Augen vor den Bug - "damit das Boot sieht, wo es hinfährt" heisst es dort. Ähnliches gilt wohl auch für Springer mit Glasaugen! Natürlich geht die ästhetische Gestaltung auf Kosten der bei Staunton-Figuren erwünschten Robustheit - die vielen Kragen-Ringe, das fragile Kreuz auf dem König, die hohen Zinnen auf den Türmen - für rasante Blitzpartien ist der Satz nicht geeignet - eher für beschauliche Figurenschieberei am häuslichen Esstisch!!
Im Rückspiegel
Die Erzeugung von Schachfiguren für Klubs und öffentiche Spielstätten war das Um und Auf für zahlreiche Werkstätten und Drechslereien, die im 19. Jahrhundert aufgeblüht sind und gegen Ende des 20 Jahrhunderts - wieder verschwunden sind. Mit dem Rückgang der Schachaktivitäten in Deutschland - vor allem im öffentlichen Bereich in Kaffeehäusern - sowie der Änderung der Lebensgewohnheiten nach 1945 - Fernsehen, Radio, Reisen - ging es mit Schach stetig bergab, und eine Manufaktur, eine Drechslerei nach der anderen mussten ihre Tore schliessen. Nach der Wende im Jahre 1990 dauerte es nicht sehr lange, bis die VEB Vero Olbernhau (so hiess das zuletzt) Konkurs anmelden und den Betrieb schliessen musste - und damit auch die serienmässige Erzeugung von Schachfiguren aus Holz in Borstendorf endete.. Das ehemalige Schachdorf ist heute nur mehr ein Schatten dessen, was es früher war. Der VEB produzierte in seiner Glanzzeit über 7.000 Schachsätze im Monat, die in die ganze Welt exportiert wurden, und unter anderem auch die Bundesrepublik versorgten.
Heute werden in Deutschland überhaupt keine Schachfiguren mehr aus Holz oder Horn erzeugt - gerade noch mehr oder weniger billige Spritzgussfiguren in Plastik . Die besten - imitieren immerhin ehemalige Drechslerfiguren aus dem Odenwald oder aus Borstendorf. Was für Vereine und im einschlägigen Handel angeboten wird, sind alles Figuren aus Polen (Wegiel, Gniadek) oder aus Indien (Aristocraft, CheckMate, Chopra etc.) . Meistens ziemlich einfache, robuste und billige Schachfiguren, die der bescheidenen Nachfrage entsprechen. In vielen Schachvereinen - denn Schachcafés gibt es kaum mehr - wird sogar nur mit Plastikmaterial gespielt! O tempora, o mores....
Im Rückblick ist es jedenfalls interessant zu sehen, welche Bedeutung Schach früher im gesellschaftlichen Leben einnahm, , und wieviele Menschen in verschiedenen Landesteilen Deutschlands, Österreichs, auch Hollands, der Schweiz, der Tschechoslowakei, Polens und Ungarns von der Erzeugung und dem Handel mit Schachmaterial gelebt haben.
Anmerkungen:
1) entnommen dem Katalog "Machtspiele und Ambivalenzen -Schach und Kultur in den 30-er Jahren des 20.Jh, hg. Georg Schweiger/Dr. Natascha Niemeyer-Wasserer, Schach und Kulturstiftung GSM, Baldham /München 2014, S. 69 - Archiv Süddeutsche Zeitung
2) nach: Vlastimil Fiala, 11th German Chess Association Congress Cologne 1898, Moravian Chess, Olomouc 1997
3) der Schachclub Rheinau/Pfingstberg besteht heute noch - offenbar war er zwischen 2004 und 2012 "stillgelegt" und wurde dann neu gegründet - vermutlich wurden bei oder aufgrund der Schliessung die alten Figuren "entsorgt" ...
4) aus Helmut Schwarz / Marion Faber, Die Spielzeugmacher, Museen der Stadt Nürnberg - Spielzeugmuseum, Nürnberg 1997, S.133
5) Helmut Schwarz / Marion Faber, Die Spielzeugmacher, Museen der Stadt Nürnberg - Spielzeugmuseum, Nürnberg 1997, S.40 ff
Die Erzeugung von Schachfiguren für Klubs und öffentiche Spielstätten war das Um und Auf für zahlreiche Werkstätten und Drechslereien, die im 19. Jahrhundert aufgeblüht sind und gegen Ende des 20 Jahrhunderts - wieder verschwunden sind. Mit dem Rückgang der Schachaktivitäten in Deutschland - vor allem im öffentlichen Bereich in Kaffeehäusern - sowie der Änderung der Lebensgewohnheiten nach 1945 - Fernsehen, Radio, Reisen - ging es mit Schach stetig bergab, und eine Manufaktur, eine Drechslerei nach der anderen mussten ihre Tore schliessen. Nach der Wende im Jahre 1990 dauerte es nicht sehr lange, bis die VEB Vero Olbernhau (so hiess das zuletzt) Konkurs anmelden und den Betrieb schliessen musste - und damit auch die serienmässige Erzeugung von Schachfiguren aus Holz in Borstendorf endete.. Das ehemalige Schachdorf ist heute nur mehr ein Schatten dessen, was es früher war. Der VEB produzierte in seiner Glanzzeit über 7.000 Schachsätze im Monat, die in die ganze Welt exportiert wurden, und unter anderem auch die Bundesrepublik versorgten.
Heute werden in Deutschland überhaupt keine Schachfiguren mehr aus Holz oder Horn erzeugt - gerade noch mehr oder weniger billige Spritzgussfiguren in Plastik . Die besten - imitieren immerhin ehemalige Drechslerfiguren aus dem Odenwald oder aus Borstendorf. Was für Vereine und im einschlägigen Handel angeboten wird, sind alles Figuren aus Polen (Wegiel, Gniadek) oder aus Indien (Aristocraft, CheckMate, Chopra etc.) . Meistens ziemlich einfache, robuste und billige Schachfiguren, die der bescheidenen Nachfrage entsprechen. In vielen Schachvereinen - denn Schachcafés gibt es kaum mehr - wird sogar nur mit Plastikmaterial gespielt! O tempora, o mores....
Im Rückblick ist es jedenfalls interessant zu sehen, welche Bedeutung Schach früher im gesellschaftlichen Leben einnahm, , und wieviele Menschen in verschiedenen Landesteilen Deutschlands, Österreichs, auch Hollands, der Schweiz, der Tschechoslowakei, Polens und Ungarns von der Erzeugung und dem Handel mit Schachmaterial gelebt haben.
Anmerkungen:
1) entnommen dem Katalog "Machtspiele und Ambivalenzen -Schach und Kultur in den 30-er Jahren des 20.Jh, hg. Georg Schweiger/Dr. Natascha Niemeyer-Wasserer, Schach und Kulturstiftung GSM, Baldham /München 2014, S. 69 - Archiv Süddeutsche Zeitung
2) nach: Vlastimil Fiala, 11th German Chess Association Congress Cologne 1898, Moravian Chess, Olomouc 1997
3) der Schachclub Rheinau/Pfingstberg besteht heute noch - offenbar war er zwischen 2004 und 2012 "stillgelegt" und wurde dann neu gegründet - vermutlich wurden bei oder aufgrund der Schliessung die alten Figuren "entsorgt" ...
4) aus Helmut Schwarz / Marion Faber, Die Spielzeugmacher, Museen der Stadt Nürnberg - Spielzeugmuseum, Nürnberg 1997, S.133
5) Helmut Schwarz / Marion Faber, Die Spielzeugmacher, Museen der Stadt Nürnberg - Spielzeugmuseum, Nürnberg 1997, S.40 ff