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Kontakt: info@schachmuseum.com

Zeitschriften zu Schachkultur und - geschichte

29.7.2018 - Beinahe in allen Schachzeitschriften, die heute (noch) in gedruckter Form erscheinen , gibt es ab und zu auch historische Artikel. der deutsche Sprachraum ist in der glücklichen Lage, noch über drei überregionale Schachzeitschriften zu verfügen, die auch im allgemeinen Zeitschriftenhandel erhältlich sind. Anderswo - in Frankreich, in Russland oder in den USA etwa- gibt es gerade noch ein Perdiodikum - diese Zeitschriften wie Schach, Schachmagazin 64 ,  Rochade Europa sind jedoch auf Neuigkeiten, Turnierberichte, praktisches Spiel, Eröffnungen und Probleme geeicht, die Vergangenheit oder der allgemein kulturelle Rang des Spiels kommen nur ab und zu vor. Und Spezialmagazine wie "Die Schwalbe", Chess Base Magazine  oder Jugendschach widmen sich zwar auch gelegentlich dem Vergangenen, doch eben im gesetzten Rahmen rund um Wettbewerb, Turniere und Ligaspiel etc. 

Es gibt jedoch auch Zeitschriften, die vorwiegend oder weil mit Spielgeschichte, Brettspielen oder derlei befasst, Schach vor allem in kultureller und historischer Perspektive angehen, und entsprechende Texte bringen - und mit denen wollen wir uns ein wenig beschäftigen. Es ist sicher kein Zufall, dass die besten solchen Zeitschriften in Deutschland erscheinen - hier ist einfach das Interesse an Schach sehr gross, nach der Zahl der organisierten Schachspieler steht Deutschland  weltweit an dritter Stelle, und die Rolle Deutschlands - und Österreichs -  bei der Entstehung des modernen Schachlebens bedarf keiner Erklärungen.

Ludica

Ludica - Jahrbuch der Geschichte und Zivilisation ! des Spiels wird seit 1995 von der in Treviso beheimateten Stiftung Benetton herausgegeben - damit war von vornherin die Finanzierung von Druck und Herausgabe gesichert! Ludica ist eine Institution, die seit fast 30 Jahren besteht, und heute  die wichtigste wissenschaftliche Plattform des weitverstreuten Häufleins der Spieleforscher in Europa darstellt. Und zwar in solchem Masse , dass Überlegungen der Gründer um Gherardo Ortalli vor zwei Jahren , die Zeitschrift wegen des grossen Erfolges einzustellen, angesichts des geharnischten Protests seitens der Autoren, der Spieleforscher, der akademischen Kreise und der Stiftung selbst - schnell ad acta (1) gelegt wurden.

Ludica ist eine grosszügig produzierte Publikation im Din A4 (quarto) -Format, ähnlich wie die bei wissenscahfltichen Zeitschriften vor allem im angelsächsischen Bereich üblich "Quarterly"-Form. Gedruckt auf gutem Papier, enthält die Zeitschrift originale Artikel von Akademikern und Forschern, Buchkritiken, Neuigkeiten und Kongressberichte - da das Publikum, an das man sich richtet, in ganz Europa und zum Teil Übersee verstreut lebt, sind die Texte jeweils in der Sprache des Autors abgedruckt - also italienisch, deutsch, englisch, französisch und spanisch, und sogar katalanisch! Die Zeitschrift ist hervorragend editiert - Fussnoten begleiten die Berichte an den Seiten statt unten oder am Ende, jeder Text weist Bibliographien auf, die Autoren werden am Ende des Bandes mit CV vorgestellt, gegen Ende des Bandes gibt es Kurzfassungen  aller Aufsätze in drei Sprachen! Unter den Autoren finden sich bekannte Namen aus der bunten und heterogenen Szene der Spieleforscher - Ulrich Schädler, Thierry Depaulis, Franco Pratesi, Alessandra Rizzi, Bernd Roeck, Manfred Zollinger, Jean-Michel Mehl, Marion Faber und viele andere. Trotz des jährlichen Erscheinens erscheint Ludica notorisch immer verspätet, oft in Doppelnummern -... an der Finanzierung kann es nicht liegen, vermutlich ist es die Summe des Schlendrians im akademischen Publikationsreigen, gekoppelt mit den vielfältigen Verpflichtungen der engeren Redaktion um Ortalli. Wie man mir versichert hat, soll die nächste Nummer 24 das Jahrbuch wieder auf den datumsmässigen Stand bringen.....im akademischen Leben ist der Begriff "Zeit" eben "relativ" im Sinne Einstein's zu sehen....(2)

Schach ist in der grösseren Welt des Spiels an sich nur eines der Brettspiele - denen sich eine eigene Subgruppe der Brettspielforscher widmet, siehe unten ! - und kommt vor allem indirekt im Rahmen von soziologischen, sprach- und textkritischen Beiträgen, literaturhistorischen oder sonstigen Essays vor. Immerhin hat gleich im ersten Heft 1995,1 der verstorbene Hans Holländer einen Aufsatz über "Bretter, die die Welt bedeuten" veröffentlicht, wo es vor allem um Schach- und Puffbretter geht.

Im vorletzten Heft - Band 21-22  fur die Jahre 2015 / 2016 - finden wir einen Aufsatz von Maria Luisa Lombardo über die Kaffeehäuser in Rom im 17. bis 19.Jahrhundert (in italienisch) - im Caffé Greco und im Caffé Inglese wurde ja auch Schach gespielt - aber eben nicht nur. Die Autorin ist Medievistin, war jahrelang Mitarbeiterin und dann Leiterin der Italienischen Staatsarchive, und hat zahlreiche Bücher und Aufsätze publiziert,und ist seit 1985 Professorin für Alte Schriften an der Universität L'Aquila.  Im letzten Heft 23 - für 2017 - das vor zwei Monaten erschienen ist! - findet sich ein Aufsatz über Thomas Middleton - Autor des Stückes "A game at chess" , Zeitgenosse Shakespeares - von dem Literaturkenner und Shakespeare-Forscher Mark Kaethler, der an einer kanadischen Universität lehrt - dabei geht es um die Aufnahme der neuesten Schachregeln in das Stück durch Middleton! Man ahnt, dass sich ambitionierte Akademiker mit Hang zum Spielerischen bei Ludica sehr gut, und prestigiös präsentieren können...weiters gibt es zahlreiche, aufwendig präsentierte und detaillierte Abhandlungen zu allen Bereichen des Spielerischen, aus den verschiedensten Windrichtungen der Wissenschaften. In allen Nummern gibt es  ausführliche Buchbesprechungen - oft ist der besprochenen Band von jemandem verfasst, der selbst in Ludica publiziert.
Ludica ist vorwiegend  im übertragenem Sinne für Schachgeschichte interessiert - doch der allgemeine Rahmen, in dem früher gespielt wurde, und indem sich auch das Schachspiel bewegte und entwickelte, ist natürlich faziniered und anregend in jeder Hinsicht. Besonders gut vertreten sind bei Ludica die Spielkartenforscher - wohl auch, weil hier ein Gutteil der führenden Köpfe aus Italien stammt, und dort arbeitet.

Ludica 
Annali di storia e civiltá del gioco (1995 ff)
hg.  von der Stiftung Benetton, Treviso
Chefredakteur Gherardo Ortalli
pro Ausgabe ca. 200 pp, Ill. in Farbe und s/w, Index, Autoren-CV's, Buchkritiken, Essays, Berichte, geb. Format Din A4,
Bezug nur im Abo Euro 51.-

bei

Libreria Viella, Rom

Caissa
Zeitschrift für Schach- und Brettspielgeschichte

Als Mario Ziegler vor 2 Jahren die neue Zeitschrift Caissa auf den Markt brachte, war die Überraschung unter den Schachfreunden gross - kann es auf dem vorwiegend  deutschen Markt der Schachzeitschriften noch Platz für ein Organ mit diesem hoch gesteckten Anforderungsprofil geben? Selbst wenn man vorbeugend und über Schach hinaus mit dem Titel auf den grösseren Bereich der Spieleforschung hinzwinkert?
Die Zeitschrift erscheint zweimal pro Jahr, war und ist aufwendig gemacht, bringt zum Teil wissenschaftliche, zum Teil allgemein interessante Essays und Artikel zu Schachgeschichte und- kultur und sonstigen Spielthemen, illustriert durch zahlreiche Photos in S/W und Farbe!  Wie bei wissenschaftliche Zeitschriften üblich, gibt es zu den meisten Texten eine kurze englische Zusammenfassung - bzw. eine deutsche , so der Text auf englisch abgedruckt ist! Das Ganze im Format DIN A4 (29 x 21 cm), auf gutem Glanzpapier und mit verstärktem Umschlag.
Caissa wurde mit Applaus aufgenommen, zu den bekannten und renommierten Autoren gehören etwa GM Robert Hübner, Siegfried Schönle, Michael Negele, Bernd-Peter Lange und der Salzburger Vorstand des Spielforschungsinstituts Rainer Buland. Die Skepsis - ob  "sich das trägt" . gerade auch angesichts etablierter Konkurrenz - war anscheinend nicht ganz unbegründet. Anfangs dieses Jahres rief Ziegler aufgrund eines strukturierten Projekts zu einer Spendenauktion (="Crowdfunding" ) auf, die offenbar sehr erfolgreich war - das weitere Erscheinen des anspruchsvollen Blattes scheint somit zumindest mittelfristig gesichert.

Die letzten beiden Nummern enthalten eine ganze Reihe von interessanten Beiträgen, die Spannweite der Themen reicht um einiges über den engeren Bereich Schach hinaus:

In Heft 2/2017 setzt Robert Hübner seine Erkundungen in wenig bekannte englische Turniere des 19. Jahrhunderts fort - diesmal geht es um den Kongress der British Chess Association von 1868/1869.  Bernd-Peter Lange behandelt die alte Legende von Karl Marx als kompetentem Schachspieler, die wohl im sowjetischen Reich aufgekocht wurde - de facto war Marx ein mässig begabter Klötzchenschieber, der gegen seinen Freund Engels regelmässig den kürzen zog.  Die Spieleforscherin Antonella Ziewacs beschreibt die propagandistische Ausnutzung von Spielen durch die Nazis, vor allem im Hinblick auf den Krieg gegen England. Und Bastian Kissling erläutert den Umkreis des römischen Brettspiels Latrunculi, das offenbar von Legionären an allen Fronten mit Hingabe gespielt wurde. Gleich 3 Beiträge beschäftigen sich mit dem Schachspieler and Autor Oscar Cordel - Michael Negele's biographische Skizze ist wei immer präzise und gut recherchiert.  Sehr spezifisch ist der Beitrag des Spielforschers Karen Aydin über Vorkommen und Rolle von Brettspielen in englischen Dramen des 16.Jahrhunderts. Dazu kommen Kurznachrichten, Kongressberichte, sowie stets einige Buchbesprechungen.

Doch der absolute Clou dieses wie des folgenden Heftes ist Siegfried Schönle's umfangreiche Recherche zum Schachspiel im  Konzentrationslager Buchenwald -  offenbar ist der Autor beim Besuch der Gedenkstätte auf das Thema gekommen, hat sich mit aller Umsicht an die Arbeit gemacht - und derartige Unmengen an Material, Photos, Dokumenten und Zeugnisse zutage gefördert, dass es wohl  für eine dicke Monographie reichen würde. Die unter der Hand geschnitzten Schachfiguren, die Briefe von ehemaligen KZ-Insassen, die Dokumente und Vergleiche von Turnieren machen beim Lesen einen starken Eindruck. Der Artikel setzt sich in der Nummer 1/2018 fort, und wird auch noch in 2/2018 eine Fortsetzung finden! In dieser Lieferung beeindrucken besonders die Erlebnisse des KZ-Häftlings Otto Feuer, der die Torturen überlebt  und dem US-Holocaust-Zentrum in Washington, DC, viele Erinnerungsstücke  überlassen hat. 

Dies ist ganz sicher einer der Aufsätze, die man nicht vergisst. Wer noch nie in einem der heute aufwendig erhaltenen KZ's war - hier bekommt man einen ersten Einblick in die Lebensverhältnisse im Schatten des ständig präsenten Todes. Dass Schach unter diesen Umständen unverhältnismässig wichtig für die Häftlinge war, und Ablenkung wie auch Trost brachte, geht hier ziemlich deutlich hervor - ein Aufsatz, den man nicht versäumen sollte!
Das nächste Heft 1/2018 bringt eine eingehende Darstellung der Aufenthalte von Wilhelm Steinitz in Wien von Peter Anderberg. Sehr gründlich ist die Untersuchung, die Reinhard Krüger der Rollevon Schach in Samuel Beckett's Roman Murphy widmet - dass Beckett gern gespielt und sich intensiv mit Schach beschäftigt hat, ist ja bekannt. Robert Hübner behandelt diesmal das Schachturnier in London 1866, mit Diagrammen und leichten Analysen der Partien. Die Indologin Maria Schetelich widmet sich einem "bunten Hund"der Kulturgeschichte - nämlich dem Rösselsprung im Schach, der offenbar seine Kapriolen bereits in der fernen Vergangenheit Indiens geschlagen hat. Weiters finden wir den zweiten Teil von Karen Aydin's literarischer Spurensuche zu Brettspielen in engl. Dramen des 16.Jahrhunderts. Ebenfalls interessant ein Text über Schach in Baden-Baden - allerdings ohne Autorennennung! - der u.a. die Turniere 1870, 1925 sowie den WM-Kampf Aljechinin Bogoljubow von 1934 streift.
Wiederum eindrucksvoll: der diesmal 2.Teil von Siegfried Schönle's Arbeit über Schach im KZ Buchenwald, das mit weiteren Häftlings-Viten, Photos und Dokumenten aufwartet. Schönle's Text macht allein 27 Seiten des Gesamtheftes aus, Häftlingsausweise, Schriftstücke und auch Photos von Lager-Schachsätzen sind abgedruckt. Im nächsten Heft 2/2018 soll die Arbeit zum Abschluss kommen, man darf durchaus gespannt sein. Wenn man annimmt, dass auch in vielen anderen Lagern Dokumente und Zeugnisse zum Schachspiel vorhanden sind, kann man ermessen, welch reiches Feld sich hier noch für Forschung und Darstellung bietet.

Bezugsquellen:

Caissa ist praktisch flächendeckend im allgemeinen Zeitschriftenhandel zu bekommen. Abos oder Einzelhefte kann man via den Verlag bestellen:

Caissa - Zeitschrift für Schach- und Brettspielgeschichte
(Journal of Chess and Board Game History)

Einzelhefte Euro 14.90
im Abo (2 Hefte/Jahr) Euro 25.80.-
(versandkostenfrei in Deutschland)

Verlag Chaturanga
Dr. Mario Ziegler

E-Mail: info(at)Caissa-Journal.de

Bestellungen hier

KARL

 Karl ist der absolute "Platzhirsch" in Sachen Schach über den engen Klub- und Wettbewerbsbereich hinaus, und das seit vielen Jahren.  Die Zeitschrift ist wie Caissa fast ein Ein-Mann-Unternehmen  - vor 28 Jahren machte Harry Schaack aus einer Vereinszeitung eine Hochglanzpostille in nostalgischem Schwarz-Weiss  oder Mezzotinto (Farbphotos gibt es bei Karl nicht) mit gediegener redaktioneller und graphischer Ausstattung, die sich sich zur Überraschung vieler Adabeis etablierte und zu einer fixen Grösse am deutschen Schachhimmel geworden ist - irgendwann schlug sich auch der Schachjournalist Johannes Fischer dazu.  Fast 30 Jahre - das hat Schaack heuer auch die Lasker-Medaille der Lasker-Gesellschaft für kulturelle Verdienste ums Schach eingetragen - ob er sich wirklich gefreut hat? Das Rätselraten um den Namen - warum Karl, welcher Karl? - ist eingestellt (offenbar war es ein Studentenulk aus alten Zeiten...)
Karl - das kulturelle Schachmagazin, wie es im Untertitel heisst - steuerte von Anfang an auf die grösseren Zusammenhänge hin, Schaack nahm immer Bedacht, möglichst vielen Lesern etwas zu bieten. Bei vierteljährlicher Erscheinungsweise, in Zeiten der augenblicklichen Verfügbarkeit von Turnierpartien und -berichten ist eine aktuelle Berichterstattung natürlich ausgeschlossen - der Herausgeber/Redakteur behilft sich mit kurzem Durchlauf durch die aktuellen Ereignisse des letzten Quartals im Heftaufmacher. 
Eine Stärke war immer die Ausrichtung jedes Heftes auf einen thematischen Schwerpunkt - mit ein Grund, dass niemand Karl wegwirft - die Zeitung wird gesammelt, Fehlhefte werden ergänzt und Jahrgänge gebunden, denn es lohnt sich immer, in alten Ausgaben, nachzublättern.  Die Hauptsache bei Karl sind ausführliche Artikel, Berichte zu historischen Turnieren, Biographien von Schachmeistern, und kulturelle Zusammenhänge zwischen Schach und anderen Gebieten. Viele Autoren teilt sich Karl mit Caissa - nur bei Karl publizieren die Wiener Autoren Strouhal und Ehn, meist witzige und pointiert formulierte Kurzfeuilletons, Michael Negele ist ebenfalls oft mit Artikeln vertreten, wie auch Bernd-Peter Lange, oder der Mathematiker Ingo Althöfer, bzw. der Schachhistoriker Peter Anderberg. Und Grossmeister Mihai Marin stellt sich Heft ja, Heft nein mit seinen gefühlvollen Berichten zu einzelnen Spielern, Turnieren oder derlei ein. Dazu gibt es auch Buchrezensionen - Schlussskommentare von Johannes Fischer, sowie Werbung, die Endseite ist immer für Schach Niggemann reserviert! Mit ein Grund, dass Karl offenbar sehr bald in die Gewinnzone gelangt und dort geblieben ist!

Heft 1/2018 konzentriert sich auf die beiden Schachrecken Tassilo Heydebrandt und von der Lasa, sowie Adolf Anderssen. Michael Negele befasst sich mit dem biographischen Panorama von Heydebrandt's, Herbert Bastian mit dessen Spielstärke anhand von konkreten Partien, und Bernd-Peter Lange geht den Lebens- und Berufsverhältnissen des Schullehrers Anderssen in Breslau bzw. dessen Angedenken im heutigen  Wroclaw nach. Mihai Marin erzählt,was Anderssen für ihn als jungen Schachspieler bedeutet, und analysiert den Spielstil des Altmeisters - und Peter Anderberg steuert aus seinem Fundus zwei Briefe Anderssen's bei. Eine Auflistung der Erfolge Anderssens als Spieler, sowie drei Probleme von ihm, vorgestellt von Günther Büsing, runden den Schwerpunkt ab.  Weiters enthält das Heft eine Ehrenrettung der Schachmeisterin und Frauenrechtlerin Louisa Matilda Fagan durch das  Autorenduo Ernst Strouhal und Michael Ehn, eine Artikel von Ingo Althöfer über das Schachprogramm Alpha Zero, und eine Reminiszenz von GM Gerald Hertneck zur Mannschafts-Europameisterschaft 2001 in Leon.

Der Schwerpunkt Heft 2/2018 kommt dem Herausgeber und Chefredakteur Schaack sicher aus dem Herzen - es geht um seine Heimatstadt Frankfurt, daher stammen zahlreiche Beiträge auch von ihm selbst. Der wohl profundeste über den Schachmäzen Kurt Hechinger - der mit Königsspringer Frankfurt tats+achlich den Meistertitel in der Schachbundesliga gewann. Weiters einen Text über die Freiluft-Schachszene im Bethmann - Park, dazu hat Johannes Fischer den Turnier-Organisator und Klubfunktionär Arthur Fischer interviewt.  Die Frankfurter Schachmeisterschaften werden  von Hans-Dieter Post  ausgeleuchtet - der sie heute als Turnierleiter betreut. Strouhal/ Ehn mischen einen köstlichen Cocktail zur 1., 2. und 3. Frankfurter Schule, mit Theodor Adorno, Eckart Henscheid und Rainer Schlenker - die drei Schulen werden fein garniert und aufs appetitlichste zugerichtet aufgetischt. Diese beiden erinnern auch kurz an John Healy, den Autor der "Kaffeehaus-taktiken" - im englischen Sprachraum besser bekannt durch seinen Erfolgsroman The Grass Arena - Healy war ein Kleinkrimineller, Säufer und Kokser, der im Knast über Schach zur Rehabilitation gelangte, und sich dann lange mit Schach über Wasser hielt. Sowohl die Autobiographie, wie das später publizierte Büchlein zu "Kaffeehaustaktiken" sind lesenswerte  Bücher, vor allem die Gras-Arena, aber bitte in englisch!. Ingo Althöfer erzählt ein wenig - vielleicht zu wenig - über den aus Breslau nach Israel entkommenen Schachmeister Joseph Porat, früher in Breslau als Heinz Förder bekannt. Porats vielversprechende Schachkarriere in der Vorkriegszeit ist durch Nazis, Flucht nach Israel und Krieg zunichte gemacht worden - nach dem Krieg reichte es noch zu Landesmeisterschaften in Israel und mehrfacher Teilnahme an Olympiaden, doch die beste Zeit als Schachspieler war auch für ihn - wie so viele andere - dahin.  Porats Nachlass wird seit geraumer Zeit von einem Antiquar in Tel Aviv auf ebay  angeboten, offenbar mit geringer Nachfrage , die potentiellen Interessenten kennen ihn nicht mehr. 

  Dazu kommen in dieser Ausgabe noch Buchbesprechungen, ein kurzes "Take" zur kürzlich vonstatten gegangenen Bundesliga-Endrunde in Berlin  - Karl bietet eben immer einiges an  Nostalgie, sowie ein bisschen Aktualität, das ist wohl das Erfolgsgeheimnis....

Bezugsnachweis:

In allen Zeitschriftenhandlungen, als Abo beim Verlag

Einzelhefte Euro 6.-

Abo Deutschland Euro 22.-
         Europa         Euro 28.-
         weltweit        Euro 30.-

Karl-Verlag
Harry Schaack
 Kaulbachstr. 39
60596 Frankfurt
E-Mail: harry_schaack@karlonline.org

Web: www.karlonline.org
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Board Games Studies Journal

 Das Board Games Study Journal entstand 1998, im Rahmen einer losen Vereingung von Spielhistorikern, die sich von den Würfel- und Kartenspielleuten absondern und auf Brettspiele konzentrieren wollten. Das Blatt war von vonrherein als akademische Publikation für Gleichgesinnte (also Akademiker, Spieleforscher, Post-Graduates-Studenten etc.) gedacht, um sich im engeren Kreise gegenseitig zu informieren, ohne fixen Erscheinungsrhythmus. Die ersten Nummern erschienen einmal jährlich, als Herausgeber fungierten im Team der bekannte Spielefachmann Thierry Depaulis, Ulrich Schädler (Musée des Jeux Suisse), Vernon Eagle, und Alex de Voogt (Uni Leiden). Die ersten 7 Nummern - jeweils einmal jährlich - wurden von de Voogt redigiert, dann trat ein "Hiatus" ein - will sagen, eine Unterbrechung. Ab Nummer 8 wechselte die Zeitschrift von der analogen Basis in die digitale Welt, und ist seither nur mehr vom Internet abzurufen. Wie Ludica - vielleicht aus denselben Gründen - ist man notorisch etwas spät dran, es gibt ja auch keine besondere Eile oder Termine, die letzte Nummer 11 erschien 2017 im Netz . Wie es mit der Publikation weiter geht, steht in den Sternen, denn die Brettspiel-Forschungsgesellschaft ist unter den Fittichen der portugiesischen Organisation für mathematische Spiele LUDUS gelandet - und deren Direktor Jorge Nuno Silva weilt zu einem Forschungsaufenthalt in den USA....Ludus besteht grossteils aus ehemaligen portugiesischen Spitzen-Schachspielern, und hat sich einen gewissen Freiraum im Rahmen der Universität Lissabonn erarbeitet....die Brettspielkongresse jedoch finden regelmässig einmal im Jahre statt, heuer war es Athen im April, nächstes Jahr ist Bologna an der Reihe.

Heft 10/2016 enthält einen Artikel von Adrian Seville in englisch über das Sphärenspiel aus dem 17.Jahrhundert, einen Text von Philip Winkelman über Spiele der amerikanischen Indianer (die als Grundlage für modernere Spiele dienten...), sowie eine Polemik über eine Variante von Schach mit 4 Königen - auch das gibt es, etwas beim Vierschach - vom deutschen Spielekenner  Harald Wiese, wohl als Replik zu einem Aufsatz in der Nummer 9. Ingram Braun beschäftigt sich mit Geschichte und Kenntnis des Domino-Spiels in Europa, in deutsch,  und J. P. Neto sowie J.N.Silva mit der Messung von Dramatik in Spielen wie das Gänsespiel? .  Buchkritiken wie in den alten gedruckten Heften gibt es hier im digitalen Raume nicht mehr....

Heft 11/2017 enthält wieder 5 Beiträge: ein höchst gelehrter Artikel des französischen Spielepapstes Jean-Marie Lhote beschäftigt sich mit dem Vorkommen von Spielsymbolen in Renaissance-und Barockemblemen, speziell bei einem Autor namens Filippo Picinelli. Yasuji Shimizu stellt Mutmassungen an, ob Shogi via Südostasien (Makruk) nach Japan gelangt sei, Stephen Kidd denkt über die - nicht bekannten  - Regeln des altgriechischen Spiels Pente Grammai nach, und Eddie Duggan über die Verwendungen von Spintrien - Zahlmünzen aus dem römischen London für Eintritte ins Bordell!
Recht interessant für Schachfreunde ist der Artikel von Georgi Markov über Schach in Turkestan im 19. Jahrhundert. Man erkennt, dass hier Akademiker auch ausgefallenen Interessen nachgehen können, und so ganz nebenbei eine Publikation für ihr CV verbuchen können....

Download für die Nummern 10 und 11

Download für die Nummern 1 - 9

(c) Nicholas Lanier 2018

Anmerkungen

1)  so Ortalli in Heft 23/2017, pp 7 ff: " Ludica - un progetto lungo  trent' anni"

2) 
persönliche Mitteilung von der Libreria Viella

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